Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

sich seinen Gebärden so humoristisch gleichzu¬
stellen, daß er demjenigen, den solche Dinge
anmutheten, gewiß Beyfall abgewann.

Die Absurditäten der Clowns machten
besonders unsere ganze Glückseligkeit und wir
priesen Lenzen, als einen begünstigten Men¬
schen, da ihm jenes Epitaphium des von der
Prinzessinn geschossenen Wildes folgenderma¬
ßen gelungen war:

Die schöne Prinzessinn schoß und traf
Eines jungen Hirschleins Leben;
Es fiel dahin in schweren Schlaf,
Und wird ein Brätlein geben.
Der Jagdhund boll! -- Ein L zu Hirsch
So wird es denn ein Hirschel;
Doch setzt ein römisch L zu Hirsch,
So macht es funfzig Hirschel.
Ich mache hundert Hirsche draus,
Schreib Hirschell mit zwey LLen.

ſich ſeinen Gebaͤrden ſo humoriſtiſch gleichzu¬
ſtellen, daß er demjenigen, den ſolche Dinge
anmutheten, gewiß Beyfall abgewann.

Die Abſurditaͤten der Clowns machten
beſonders unſere ganze Gluͤckſeligkeit und wir
prieſen Lenzen, als einen beguͤnſtigten Men¬
ſchen, da ihm jenes Epitaphium des von der
Prinzeſſinn geſchoſſenen Wildes folgenderma¬
ßen gelungen war:

Die ſchoͤne Prinzeſſinn ſchoß und traf
Eines jungen Hirſchleins Leben;
Es fiel dahin in ſchweren Schlaf,
Und wird ein Braͤtlein geben.
Der Jagdhund boll! — Ein L zu Hirſch
So wird es denn ein Hirſchel;
Doch ſetzt ein roͤmisch L zu Hirſch,
So macht es funfzig Hirſchel.
Ich mache hundert Hirſche draus,
Schreib Hirſchell mit zwey LLen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0125" n="117"/>
&#x017F;ich &#x017F;einen Geba&#x0364;rden &#x017F;o humori&#x017F;ti&#x017F;ch gleichzu¬<lb/>
&#x017F;tellen, daß er demjenigen, den &#x017F;olche Dinge<lb/>
anmutheten, gewiß Beyfall abgewann.</p><lb/>
        <p>Die Ab&#x017F;urdita&#x0364;ten der <hi rendition="#aq">Clowns</hi> machten<lb/>
be&#x017F;onders un&#x017F;ere ganze Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit und wir<lb/>
prie&#x017F;en Lenzen, als einen begu&#x0364;n&#x017F;tigten Men¬<lb/>
&#x017F;chen, da ihm jenes Epitaphium des von der<lb/>
Prinze&#x017F;&#x017F;inn ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;enen Wildes folgenderma¬<lb/>
ßen gelungen war:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Die &#x017F;cho&#x0364;ne Prinze&#x017F;&#x017F;inn &#x017F;choß und traf</l><lb/>
          <l>Eines jungen Hir&#x017F;chleins Leben;</l><lb/>
          <l>Es fiel dahin in &#x017F;chweren Schlaf,</l><lb/>
          <l>Und wird ein Bra&#x0364;tlein geben.</l><lb/>
          <l>Der Jagdhund boll! &#x2014; Ein L zu Hir&#x017F;ch</l><lb/>
          <l>So wird es denn ein Hir&#x017F;chel;</l><lb/>
          <l>Doch &#x017F;etzt ein ro&#x0364;misch <hi rendition="#aq">L</hi> zu Hir&#x017F;ch,</l><lb/>
          <l>So macht es funfzig Hir&#x017F;chel.</l><lb/>
          <l>Ich mache hundert Hir&#x017F;che draus,</l><lb/>
          <l>Schreib Hir&#x017F;chell mit zwey <hi rendition="#aq">LL</hi>en.</l><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0125] ſich ſeinen Gebaͤrden ſo humoriſtiſch gleichzu¬ ſtellen, daß er demjenigen, den ſolche Dinge anmutheten, gewiß Beyfall abgewann. Die Abſurditaͤten der Clowns machten beſonders unſere ganze Gluͤckſeligkeit und wir prieſen Lenzen, als einen beguͤnſtigten Men¬ ſchen, da ihm jenes Epitaphium des von der Prinzeſſinn geſchoſſenen Wildes folgenderma¬ ßen gelungen war: Die ſchoͤne Prinzeſſinn ſchoß und traf Eines jungen Hirſchleins Leben; Es fiel dahin in ſchweren Schlaf, Und wird ein Braͤtlein geben. Der Jagdhund boll! — Ein L zu Hirſch So wird es denn ein Hirſchel; Doch ſetzt ein roͤmisch L zu Hirſch, So macht es funfzig Hirſchel. Ich mache hundert Hirſche draus, Schreib Hirſchell mit zwey LLen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/125
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/125>, abgerufen am 27.05.2024.