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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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Ueber solche Dinge ward sehr ernsthaft ge¬
stritten, ob sie des Clown's würdig oder nicht,
und ob sie aus der wahrhaften reinen Narren¬
quelle geflossen, oder ob etwa Sinn und Ver¬
stand sich auf eine ungehörige und unzulässige
Weise mit eingemischt hätten. Ueberhaupt
aber konnten sich diese seltsamen Gesinnungen
um so heftiger verbreiten und so mehrere wa¬
ren im Falle, daran Theil zu nehmen, als
Lessing, der das große Vertrauen besaß, in
seiner Dramaturgie eigentlich das erste Signal
dazu gegeben hatte.

In so gestimmter und aufgeregter Gesell¬
schaft gelang mir manche angenehme Fahrt
nach dem oberen Elsaß, woher ich aber eben
deshalb keine sonderliche Belehrung zurück¬
brachte. Die vielen kleinen Verse, die uns
bey jeder Gelegenheit entquollen, und die wohl
eine muntere Reisebeschreibung ausstatten konn¬
ten, sind verloren gegangen. In dem Kreuz¬
gange der Abtey Molsheim bewunderten wir

Ueber ſolche Dinge ward ſehr ernſthaft ge¬
ſtritten, ob ſie des Clown's wuͤrdig oder nicht,
und ob ſie aus der wahrhaften reinen Narren¬
quelle gefloſſen, oder ob etwa Sinn und Ver¬
ſtand ſich auf eine ungehoͤrige und unzulaͤſſige
Weiſe mit eingemiſcht haͤtten. Ueberhaupt
aber konnten ſich dieſe ſeltſamen Geſinnungen
um ſo heftiger verbreiten und ſo mehrere wa¬
ren im Falle, daran Theil zu nehmen, als
Leſſing, der das große Vertrauen beſaß, in
ſeiner Dramaturgie eigentlich das erſte Signal
dazu gegeben hatte.

In ſo geſtimmter und aufgeregter Geſell¬
ſchaft gelang mir manche angenehme Fahrt
nach dem oberen Elſaß, woher ich aber eben
deshalb keine ſonderliche Belehrung zuruͤck¬
brachte. Die vielen kleinen Verſe, die uns
bey jeder Gelegenheit entquollen, und die wohl
eine muntere Reiſebeſchreibung ausſtatten konn¬
ten, ſind verloren gegangen. In dem Kreuz¬
gange der Abtey Molsheim bewunderten wir

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[119/0127] Ueber ſolche Dinge ward ſehr ernſthaft ge¬ ſtritten, ob ſie des Clown's wuͤrdig oder nicht, und ob ſie aus der wahrhaften reinen Narren¬ quelle gefloſſen, oder ob etwa Sinn und Ver¬ ſtand ſich auf eine ungehoͤrige und unzulaͤſſige Weiſe mit eingemiſcht haͤtten. Ueberhaupt aber konnten ſich dieſe ſeltſamen Geſinnungen um ſo heftiger verbreiten und ſo mehrere wa¬ ren im Falle, daran Theil zu nehmen, als Leſſing, der das große Vertrauen beſaß, in ſeiner Dramaturgie eigentlich das erſte Signal dazu gegeben hatte. In ſo geſtimmter und aufgeregter Geſell¬ ſchaft gelang mir manche angenehme Fahrt nach dem oberen Elſaß, woher ich aber eben deshalb keine ſonderliche Belehrung zuruͤck¬ brachte. Die vielen kleinen Verſe, die uns bey jeder Gelegenheit entquollen, und die wohl eine muntere Reiſebeſchreibung ausſtatten konn¬ ten, ſind verloren gegangen. In dem Kreuz¬ gange der Abtey Molsheim bewunderten wir

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/127>, abgerufen am 27.11.2024.