Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.Der Wanderer war nun endlich gesünder Der Wanderer war nun endlich geſuͤnder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0145" n="[137]"/> <p>Der Wanderer war nun endlich geſuͤnder<lb/> und froher nach Hauſe gelangt als das erſte<lb/> Mal, aber in ſeinem ganzen Weſen zeigte<lb/> ſich doch etwas Ueberſpanntes, welches nicht<lb/> voͤllig auf geiſtige Geſundheit deutete. Gleich<lb/> zu Anfang brachte ich meine Mutter in den<lb/> Fall, daß ſie zwiſchen meines Vaters rechtli¬<lb/> chem Ordnungsgeiſt und meiner vielfachen Ex¬<lb/> centricitaͤt die Vorfaͤlle in ein gewiſſes Mittel<lb/> zu richten und zu ſchlichten beſchaͤftigt ſeyn<lb/> mußte. In Maynz hatte mir ein harfeſpie¬<lb/> lender Knabe ſo wohl gefallen, daß ich ihn,<lb/> weil die Meſſe gerade vor der Thuͤre war,<lb/> nach Frankfurt einlud, ihm Wohnung zu ge¬<lb/> ben und ihn zu befoͤrdern verſprach. In die¬<lb/> ſem Ereigniß trat wieder einmal diejenige Ei¬<lb/> genheit hervor, die mich in meinem Leben ſo<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[137]/0145]
Der Wanderer war nun endlich geſuͤnder
und froher nach Hauſe gelangt als das erſte
Mal, aber in ſeinem ganzen Weſen zeigte
ſich doch etwas Ueberſpanntes, welches nicht
voͤllig auf geiſtige Geſundheit deutete. Gleich
zu Anfang brachte ich meine Mutter in den
Fall, daß ſie zwiſchen meines Vaters rechtli¬
chem Ordnungsgeiſt und meiner vielfachen Ex¬
centricitaͤt die Vorfaͤlle in ein gewiſſes Mittel
zu richten und zu ſchlichten beſchaͤftigt ſeyn
mußte. In Maynz hatte mir ein harfeſpie¬
lender Knabe ſo wohl gefallen, daß ich ihn,
weil die Meſſe gerade vor der Thuͤre war,
nach Frankfurt einlud, ihm Wohnung zu ge¬
ben und ihn zu befoͤrdern verſprach. In die¬
ſem Ereigniß trat wieder einmal diejenige Ei¬
genheit hervor, die mich in meinem Leben ſo
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