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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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und Vertuschens wohl zufrieden, dachte nicht,
daß sie diese Kunst in der nächsten Zeit durch¬
aus nöthig haben würde. Der Vater, in sei¬
nen verjährten Liebhabereyen und Beschäfti¬
gungen ein zufriedenes Leben führend, war
behaglich, wie einer, der trotz allen Hinder¬
nissen und Verspätungen, seine Plane durch¬
setzt. Ich hatte nun promovirt, der erste
Schritt zu dem fernern bürgerlichen, stufen¬
weisen Lebensgange war gethan. Meine Dis¬
putation hatte seinen Beyfall, ihn beschäftig¬
te die nähere Betrachtung derselben und man¬
che Vorbereitung zu einer künftigen Heraus¬
gabe. Während meines Aufenthalts im El¬
saß hatte ich viel kleine Gedichte, Aufsätze,
Reisebemerkungen und manches fliegende Blatt
geschrieben. Diese zu rubriciren, zu ordnen,
die Vollendung zu verlangen unterhielt ihn,
und so war er froh in der Erwartung, daß
meine bisher unüberwundene Abneigung, et¬
was dieser Dinge gedruckt zu sehn, sich näch¬
stens verlieren werde. Die Schwester hatte

und Vertuſchens wohl zufrieden, dachte nicht,
daß ſie dieſe Kunſt in der naͤchſten Zeit durch¬
aus noͤthig haben wuͤrde. Der Vater, in ſei¬
nen verjaͤhrten Liebhabereyen und Beſchaͤfti¬
gungen ein zufriedenes Leben fuͤhrend, war
behaglich, wie einer, der trotz allen Hinder¬
niſſen und Verſpaͤtungen, ſeine Plane durch¬
ſetzt. Ich hatte nun promovirt, der erſte
Schritt zu dem fernern buͤrgerlichen, ſtufen¬
weiſen Lebensgange war gethan. Meine Dis¬
putation hatte ſeinen Beyfall, ihn beſchaͤftig¬
te die naͤhere Betrachtung derſelben und man¬
che Vorbereitung zu einer kuͤnftigen Heraus¬
gabe. Waͤhrend meines Aufenthalts im El¬
ſaß hatte ich viel kleine Gedichte, Aufſaͤtze,
Reiſebemerkungen und manches fliegende Blatt
geſchrieben. Dieſe zu rubriciren, zu ordnen,
die Vollendung zu verlangen unterhielt ihn,
und ſo war er froh in der Erwartung, daß
meine bisher unuͤberwundene Abneigung, et¬
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[139/0147] und Vertuſchens wohl zufrieden, dachte nicht, daß ſie dieſe Kunſt in der naͤchſten Zeit durch¬ aus noͤthig haben wuͤrde. Der Vater, in ſei¬ nen verjaͤhrten Liebhabereyen und Beſchaͤfti¬ gungen ein zufriedenes Leben fuͤhrend, war behaglich, wie einer, der trotz allen Hinder¬ niſſen und Verſpaͤtungen, ſeine Plane durch¬ ſetzt. Ich hatte nun promovirt, der erſte Schritt zu dem fernern buͤrgerlichen, ſtufen¬ weiſen Lebensgange war gethan. Meine Dis¬ putation hatte ſeinen Beyfall, ihn beſchaͤftig¬ te die naͤhere Betrachtung derſelben und man¬ che Vorbereitung zu einer kuͤnftigen Heraus¬ gabe. Waͤhrend meines Aufenthalts im El¬ ſaß hatte ich viel kleine Gedichte, Aufſaͤtze, Reiſebemerkungen und manches fliegende Blatt geſchrieben. Dieſe zu rubriciren, zu ordnen, die Vollendung zu verlangen unterhielt ihn, und ſo war er froh in der Erwartung, daß meine bisher unuͤberwundene Abneigung, et¬ was dieſer Dinge gedruckt zu ſehn, ſich naͤch¬ ſtens verlieren werde. Die Schweſter hatte

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/147>, abgerufen am 27.11.2024.