worden, nicht zu eigentlichem Geschäftsdienst, sondern um, durch seine Gegenwart, Anmuth und Nutzen der höheren Gesellschaft mitzu¬ theilen. So wie nun hierdurch das Ansehn auch dieses vortrefflichen Fürsten wuchs, der allem Nützlichen und Schönen seine Aufmerk¬ samkeit schenkte, so mußte die Verehrung für Klopstock gleichfalls nicht wenig zunehmen. Lieb und werth war alles was von ihm aus¬ ging; sorgfältig schrieben wir die Oden ab und die Elegieen, wie sie ein Jeder habhaft werden konnte. Höchst vergnügt waren wir daher, als die große Landgräfinn Caroline von Hessendarmstadt eine Sammlung derselben veranstaltete, und eins der wenigen Exemplare in unsere Hände kam, das uns in Stand setzte, die eignen handschriftlichen Sammlungen zu vervollzähligen. Daher sind uns jene ersten Lesarten lange Zeit die lieb¬ sten geblieben, ja wir haben uns noch oft an Gedichten, die der Verfasser nachher verwor¬ fen, erquickt und erfreut. So wahr ist, daß
worden, nicht zu eigentlichem Geſchaͤftsdienſt, ſondern um, durch ſeine Gegenwart, Anmuth und Nutzen der hoͤheren Geſellſchaft mitzu¬ theilen. So wie nun hierdurch das Anſehn auch dieſes vortrefflichen Fuͤrſten wuchs, der allem Nuͤtzlichen und Schoͤnen ſeine Aufmerk¬ ſamkeit ſchenkte, ſo mußte die Verehrung fuͤr Klopſtock gleichfalls nicht wenig zunehmen. Lieb und werth war alles was von ihm aus¬ ging; ſorgfaͤltig ſchrieben wir die Oden ab und die Elegieen, wie ſie ein Jeder habhaft werden konnte. Hoͤchſt vergnuͤgt waren wir daher, als die große Landgraͤfinn Caroline von Heſſendarmſtadt eine Sammlung derſelben veranſtaltete, und eins der wenigen Exemplare in unſere Haͤnde kam, das uns in Stand ſetzte, die eignen handſchriftlichen Sammlungen zu vervollzaͤhligen. Daher ſind uns jene erſten Lesarten lange Zeit die lieb¬ ſten geblieben, ja wir haben uns noch oft an Gedichten, die der Verfaſſer nachher verwor¬ fen, erquickt und erfreut. So wahr iſt, daß
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[170/0178]
worden, nicht zu eigentlichem Geſchaͤftsdienſt,
ſondern um, durch ſeine Gegenwart, Anmuth
und Nutzen der hoͤheren Geſellſchaft mitzu¬
theilen. So wie nun hierdurch das Anſehn
auch dieſes vortrefflichen Fuͤrſten wuchs, der
allem Nuͤtzlichen und Schoͤnen ſeine Aufmerk¬
ſamkeit ſchenkte, ſo mußte die Verehrung fuͤr
Klopſtock gleichfalls nicht wenig zunehmen.
Lieb und werth war alles was von ihm aus¬
ging; ſorgfaͤltig ſchrieben wir die Oden ab
und die Elegieen, wie ſie ein Jeder habhaft
werden konnte. Hoͤchſt vergnuͤgt waren wir
daher, als die große Landgraͤfinn Caroline
von Heſſendarmſtadt eine Sammlung
derſelben veranſtaltete, und eins der wenigen
Exemplare in unſere Haͤnde kam, das uns in
Stand ſetzte, die eignen handſchriftlichen
Sammlungen zu vervollzaͤhligen. Daher ſind
uns jene erſten Lesarten lange Zeit die lieb¬
ſten geblieben, ja wir haben uns noch oft an
Gedichten, die der Verfaſſer nachher verwor¬
fen, erquickt und erfreut. So wahr iſt, daß
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/178>, abgerufen am 26.11.2024.
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