dargestellten Gesinnungen wird nach und nach einiges zu eröffnen seyn.
Unter den jungen Männern, welche der Gesandschaft zugegeben, sich zu ihrem künfti¬ gen Dienstlauf vorüben sollten, fand sich einer den wir kurz und gut den Bräutigam zu nen¬ nen pflegten. Er zeichnete sich aus durch ein ruhiges gleiches Betragen, Klarheit der An¬ sichten, Bestimmtheit im Handeln und Reden. Seine heitere Thätigkeit, sein anhaltender Fleiß empfahl ihn dergestalt den Vorgesetzten, daß man ihm eine baldige Anstellung versprach. Hiedurch berechtigt, unternahm er sich mit einem Frauenzimmer zu verloben, das seiner Gemüthsart und seinen Wünschen völlig zu¬ sagte. Nach dem Tode ihrer Mutter, hatte sie sich als Haupt einer zahlreichen jüngeren Familie höchst thätig erwiesen und den Vater in seinem Wittwerstand allein aufrecht erhal¬ ten, so daß ein künftiger Gatte von ihr das Gleiche für sich und seine Nachkommenschaft
dargeſtellten Geſinnungen wird nach und nach einiges zu eroͤffnen ſeyn.
Unter den jungen Maͤnnern, welche der Geſandſchaft zugegeben, ſich zu ihrem kuͤnfti¬ gen Dienſtlauf voruͤben ſollten, fand ſich einer den wir kurz und gut den Braͤutigam zu nen¬ nen pflegten. Er zeichnete ſich aus durch ein ruhiges gleiches Betragen, Klarheit der An¬ ſichten, Beſtimmtheit im Handeln und Reden. Seine heitere Thaͤtigkeit, ſein anhaltender Fleiß empfahl ihn dergeſtalt den Vorgeſetzten, daß man ihm eine baldige Anſtellung verſprach. Hiedurch berechtigt, unternahm er ſich mit einem Frauenzimmer zu verloben, das ſeiner Gemuͤthsart und ſeinen Wuͤnſchen voͤllig zu¬ ſagte. Nach dem Tode ihrer Mutter, hatte ſie ſich als Haupt einer zahlreichen juͤngeren Familie hoͤchſt thaͤtig erwieſen und den Vater in ſeinem Wittwerſtand allein aufrecht erhal¬ ten, ſo daß ein kuͤnftiger Gatte von ihr das Gleiche fuͤr ſich und ſeine Nachkommenſchaft
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0239"n="231"/>
dargeſtellten Geſinnungen wird nach und nach<lb/>
einiges zu eroͤffnen ſeyn.</p><lb/><p>Unter den jungen Maͤnnern, welche der<lb/>
Geſandſchaft zugegeben, ſich zu ihrem kuͤnfti¬<lb/>
gen Dienſtlauf voruͤben ſollten, fand ſich einer<lb/>
den wir kurz und gut den Braͤutigam zu nen¬<lb/>
nen pflegten. Er zeichnete ſich aus durch ein<lb/>
ruhiges gleiches Betragen, Klarheit der An¬<lb/>ſichten, Beſtimmtheit im Handeln und Reden.<lb/>
Seine heitere Thaͤtigkeit, ſein anhaltender<lb/>
Fleiß empfahl ihn dergeſtalt den Vorgeſetzten,<lb/>
daß man ihm eine baldige Anſtellung verſprach.<lb/>
Hiedurch berechtigt, unternahm er ſich mit<lb/>
einem Frauenzimmer zu verloben, das ſeiner<lb/>
Gemuͤthsart und ſeinen Wuͤnſchen voͤllig zu¬<lb/>ſagte. Nach dem Tode ihrer Mutter, hatte<lb/>ſie ſich als Haupt einer zahlreichen juͤngeren<lb/>
Familie hoͤchſt thaͤtig erwieſen und den Vater<lb/>
in ſeinem Wittwerſtand allein aufrecht erhal¬<lb/>
ten, ſo daß ein kuͤnftiger Gatte von ihr das<lb/>
Gleiche fuͤr ſich und ſeine Nachkommenſchaft<lb/></p></div></body></text></TEI>
[231/0239]
dargeſtellten Geſinnungen wird nach und nach
einiges zu eroͤffnen ſeyn.
Unter den jungen Maͤnnern, welche der
Geſandſchaft zugegeben, ſich zu ihrem kuͤnfti¬
gen Dienſtlauf voruͤben ſollten, fand ſich einer
den wir kurz und gut den Braͤutigam zu nen¬
nen pflegten. Er zeichnete ſich aus durch ein
ruhiges gleiches Betragen, Klarheit der An¬
ſichten, Beſtimmtheit im Handeln und Reden.
Seine heitere Thaͤtigkeit, ſein anhaltender
Fleiß empfahl ihn dergeſtalt den Vorgeſetzten,
daß man ihm eine baldige Anſtellung verſprach.
Hiedurch berechtigt, unternahm er ſich mit
einem Frauenzimmer zu verloben, das ſeiner
Gemuͤthsart und ſeinen Wuͤnſchen voͤllig zu¬
ſagte. Nach dem Tode ihrer Mutter, hatte
ſie ſich als Haupt einer zahlreichen juͤngeren
Familie hoͤchſt thaͤtig erwieſen und den Vater
in ſeinem Wittwerſtand allein aufrecht erhal¬
ten, ſo daß ein kuͤnftiger Gatte von ihr das
Gleiche fuͤr ſich und ſeine Nachkommenſchaft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/239>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.