mann, der sich, obgleich Katholik, schon in Schriften über das Mönch- und Pfaffthum lustig gemacht hatte, glaubte auch hier eine Verbrüderung zu sehen, wo mancher Ein¬ zelne ohne Werth, sich durch Verbindung mit bedeutenden Menschen aufstutze, wobey am Ende wohl er, aber nicht jene gefördert würden. Meistens entzog sich dieser wackere Mann der Gesellschaft, wenn die Chatoullen eröffnet wurden. Hörte er auch wohl einmal einige Briefe mit an, so konnte man eine schalkhafte Bemerkung erwarten. Unter an¬ dern sagte er einstens, er überzeuge sich bey dieser Correspondenz noch mehr von dem was er immer geglaubt habe, daß Frauenzimmer alles Siegellack sparen könnten, sie sollten nur ihre Briefe mit Stecknadeln zustecken und dürften versichert seyn, daß sie uneröffnett an Ort und Stelle kämen. Auf gleiche Weise pflegte er mit allem was außer dem Lebens- und Thätigkeitskreise lag, zu scherzen und folg¬ te hierin der Sinnesart seines Herrn und
mann, der ſich, obgleich Katholik, ſchon in Schriften uͤber das Moͤnch- und Pfaffthum luſtig gemacht hatte, glaubte auch hier eine Verbruͤderung zu ſehen, wo mancher Ein¬ zelne ohne Werth, ſich durch Verbindung mit bedeutenden Menſchen aufſtutze, wobey am Ende wohl er, aber nicht jene gefoͤrdert wuͤrden. Meiſtens entzog ſich dieſer wackere Mann der Geſellſchaft, wenn die Chatoullen eroͤffnet wurden. Hoͤrte er auch wohl einmal einige Briefe mit an, ſo konnte man eine ſchalkhafte Bemerkung erwarten. Unter an¬ dern ſagte er einſtens, er uͤberzeuge ſich bey dieſer Correſpondenz noch mehr von dem was er immer geglaubt habe, daß Frauenzimmer alles Siegellack ſparen koͤnnten, ſie ſollten nur ihre Briefe mit Stecknadeln zuſtecken und duͤrften verſichert ſeyn, daß ſie uneroͤffnett an Ort und Stelle kaͤmen. Auf gleiche Weiſe pflegte er mit allem was außer dem Lebens- und Thaͤtigkeitskreiſe lag, zu ſcherzen und folg¬ te hierin der Sinnesart ſeines Herrn und
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mann, der ſich, obgleich Katholik, ſchon in
Schriften uͤber das Moͤnch- und Pfaffthum
luſtig gemacht hatte, glaubte auch hier eine
Verbruͤderung zu ſehen, wo mancher Ein¬
zelne ohne Werth, ſich durch Verbindung
mit bedeutenden Menſchen aufſtutze, wobey
am Ende wohl er, aber nicht jene gefoͤrdert
wuͤrden. Meiſtens entzog ſich dieſer wackere
Mann der Geſellſchaft, wenn die Chatoullen
eroͤffnet wurden. Hoͤrte er auch wohl einmal
einige Briefe mit an, ſo konnte man eine
ſchalkhafte Bemerkung erwarten. Unter an¬
dern ſagte er einſtens, er uͤberzeuge ſich bey
dieſer Correſpondenz noch mehr von dem was
er immer geglaubt habe, daß Frauenzimmer
alles Siegellack ſparen koͤnnten, ſie ſollten nur
ihre Briefe mit Stecknadeln zuſtecken und
duͤrften verſichert ſeyn, daß ſie uneroͤffnett an
Ort und Stelle kaͤmen. Auf gleiche Weiſe
pflegte er mit allem was außer dem Lebens-
und Thaͤtigkeitskreiſe lag, zu ſcherzen und folg¬
te hierin der Sinnesart ſeines Herrn und
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/282>, abgerufen am 25.11.2024.
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