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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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Aber ich sollte sobald nicht wieder zur
Ruhe kommen: denn Basedow traf ein,
berührte und ergriff mich von einer andern
Seite. Einen entschiedneren Contrast konnte
man nicht sehen als diese beyden Männer.
Schon der Anblick Basedow's deutete auf das
Gegentheil. Wenn Lavaters Gesichtszüge sich
dem Beschauenden frey hergaben, so waren
die Basedowischen zusammengepackt und wie
nach innen gezogen. Lavaters Auge klar und
fromm, unter sehr breiten Augenlidern, Ba¬
sedow's aber tief im Kopfe, klein, schwarz,
scharf, unter struppigen Augenbrauen, hervor¬
blinkend, dahingegen Lavaters Stirnknochen
von den sanftesten braunen Haarbogen einge¬
faßt erschien. Basedow's heftige rauhe Stim¬
me, seine schnellen und scharfen Aeußerungen,
ein gewisses höhnisches Lachen, ein schnelles
Herumwerfen des Gesprächs, und was ihn
sonst noch bezeichnen mochte, alles war den
Eigenschaften und dem Betragen entgegenge¬
setzt, durch die uns Lavater verwöhnt hatte.

Aber ich ſollte ſobald nicht wieder zur
Ruhe kommen: denn Baſedow traf ein,
beruͤhrte und ergriff mich von einer andern
Seite. Einen entſchiedneren Contraſt konnte
man nicht ſehen als dieſe beyden Maͤnner.
Schon der Anblick Baſedow's deutete auf das
Gegentheil. Wenn Lavaters Geſichtszuͤge ſich
dem Beſchauenden frey hergaben, ſo waren
die Baſedowiſchen zuſammengepackt und wie
nach innen gezogen. Lavaters Auge klar und
fromm, unter ſehr breiten Augenlidern, Ba¬
ſedow's aber tief im Kopfe, klein, ſchwarz,
ſcharf, unter ſtruppigen Augenbrauen, hervor¬
blinkend, dahingegen Lavaters Stirnknochen
von den ſanfteſten braunen Haarbogen einge¬
faßt erſchien. Baſedow's heftige rauhe Stim¬
me, ſeine ſchnellen und ſcharfen Aeußerungen,
ein gewiſſes hoͤhniſches Lachen, ein ſchnelles
Herumwerfen des Geſpraͤchs, und was ihn
ſonſt noch bezeichnen mochte, alles war den
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[415/0423] Aber ich ſollte ſobald nicht wieder zur Ruhe kommen: denn Baſedow traf ein, beruͤhrte und ergriff mich von einer andern Seite. Einen entſchiedneren Contraſt konnte man nicht ſehen als dieſe beyden Maͤnner. Schon der Anblick Baſedow's deutete auf das Gegentheil. Wenn Lavaters Geſichtszuͤge ſich dem Beſchauenden frey hergaben, ſo waren die Baſedowiſchen zuſammengepackt und wie nach innen gezogen. Lavaters Auge klar und fromm, unter ſehr breiten Augenlidern, Ba¬ ſedow's aber tief im Kopfe, klein, ſchwarz, ſcharf, unter ſtruppigen Augenbrauen, hervor¬ blinkend, dahingegen Lavaters Stirnknochen von den ſanfteſten braunen Haarbogen einge¬ faßt erſchien. Baſedow's heftige rauhe Stim¬ me, ſeine ſchnellen und ſcharfen Aeußerungen, ein gewiſſes hoͤhniſches Lachen, ein ſchnelles Herumwerfen des Geſpraͤchs, und was ihn ſonſt noch bezeichnen mochte, alles war den Eigenſchaften und dem Betragen entgegenge¬ ſetzt, durch die uns Lavater verwoͤhnt hatte.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/423>, abgerufen am 27.11.2024.