Die schöne Ruhe, Behaglichkeit und Be¬ harrlichkeit, welche den Hauptcharacter dieses Familienvereins bezeichneten, belebten sich gar bald vor den Augen des Gastes, indem er wohl bemerken konnte, daß ein weiter Wir¬ kungskreis von hier ausging und anderwärts eingriff. Die Thätigkeit und Wohlhabenheit benachbarter Städte und Ortschaften trug nicht wenig bey, das Gefühl einer inneren Zufrie¬ denheit zu erhöhen. Wir besuchten Elber¬ feld und erfreuten uns an der Rührigkeit so mancher wohlbestellten Fabriken. Hier fan¬ den wir unsern Jung, genannt Stilling, wie¬ der, der uns schon in Coblenz entgegengekom¬ men war, und der den Glauben an Gott und die Treue gegen die Menschen immer zu seinem köstlichen Geleit hatte. Hier sahen wir ihn in seinem Kreise und freuten uns des Zutrauens, das ihm seine Mitbürger schenkten, die mit irdischem Erwerb beschäf¬ tigt, die himmlischen Güter nicht außer Acht
Die ſchoͤne Ruhe, Behaglichkeit und Be¬ harrlichkeit, welche den Hauptcharacter dieſes Familienvereins bezeichneten, belebten ſich gar bald vor den Augen des Gaſtes, indem er wohl bemerken konnte, daß ein weiter Wir¬ kungskreis von hier ausging und anderwaͤrts eingriff. Die Thaͤtigkeit und Wohlhabenheit benachbarter Staͤdte und Ortſchaften trug nicht wenig bey, das Gefuͤhl einer inneren Zufrie¬ denheit zu erhoͤhen. Wir beſuchten Elber¬ feld und erfreuten uns an der Ruͤhrigkeit ſo mancher wohlbeſtellten Fabriken. Hier fan¬ den wir unſern Jung, genannt Stilling, wie¬ der, der uns ſchon in Coblenz entgegengekom¬ men war, und der den Glauben an Gott und die Treue gegen die Menſchen immer zu ſeinem koͤſtlichen Geleit hatte. Hier ſahen wir ihn in ſeinem Kreiſe und freuten uns des Zutrauens, das ihm ſeine Mitbuͤrger ſchenkten, die mit irdiſchem Erwerb beſchaͤf¬ tigt, die himmliſchen Guͤter nicht außer Acht
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Die ſchoͤne Ruhe, Behaglichkeit und Be¬
harrlichkeit, welche den Hauptcharacter dieſes
Familienvereins bezeichneten, belebten ſich gar
bald vor den Augen des Gaſtes, indem er
wohl bemerken konnte, daß ein weiter Wir¬
kungskreis von hier ausging und anderwaͤrts
eingriff. Die Thaͤtigkeit und Wohlhabenheit
benachbarter Staͤdte und Ortſchaften trug nicht
wenig bey, das Gefuͤhl einer inneren Zufrie¬
denheit zu erhoͤhen. Wir beſuchten Elber¬
feld und erfreuten uns an der Ruͤhrigkeit
ſo mancher wohlbeſtellten Fabriken. Hier fan¬
den wir unſern Jung, genannt Stilling, wie¬
der, der uns ſchon in Coblenz entgegengekom¬
men war, und der den Glauben an Gott
und die Treue gegen die Menſchen immer zu
ſeinem koͤſtlichen Geleit hatte. Hier ſahen
wir ihn in ſeinem Kreiſe und freuten uns
des Zutrauens, das ihm ſeine Mitbuͤrger
ſchenkten, die mit irdiſchem Erwerb beſchaͤf¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/455>, abgerufen am 23.11.2024.
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