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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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merischen Göttern gleich, auf diesen geflügel¬
ten Sohlen über das zum Boden gewordene
Meer hinschritte. Nun kam es an das Werk¬
zeug selbst; er wollte von den hohen hohlge¬
schliffenen Schrittschuhen nichts wissen, son¬
dern empfahl die niedrigen breiten flachge¬
schliffenen Friesländischen Stähle, als welche
zum Schnelllaufen die dienlichsten seyen. Von
Kunststücken, die man bey dieser Uebung zu ma¬
chen pflegt, war er kein Freund. Ich schaff¬
te mir nach seinem Gebot so ein paar flache
Schuhe mit langen Schnäbeln, und habe sol¬
che, obschon mit einiger Unbequemlichkeit, vie¬
le Jahre geführt. Auch vom Kunst-Reiten,
und sogar vom Bereiten der Pferde wußte er
Rechenschaft zu geben und that es gern; und
so lehnte er, wie es schien vorsätzlich, das
Gespräch über sein eigen Metier gewöhnlich
ab, um über fremde Künste, die er als Lieb¬
haberey trieb, desto unbefangener zu sprechen.
Von diesen und andern Eigenthümlichkeiten
des außerordentlichen Mannes würde ich noch

meriſchen Goͤttern gleich, auf dieſen gefluͤgel¬
ten Sohlen uͤber das zum Boden gewordene
Meer hinſchritte. Nun kam es an das Werk¬
zeug ſelbſt; er wollte von den hohen hohlge¬
ſchliffenen Schrittſchuhen nichts wiſſen, ſon¬
dern empfahl die niedrigen breiten flachge¬
ſchliffenen Frieslaͤndiſchen Staͤhle, als welche
zum Schnelllaufen die dienlichſten ſeyen. Von
Kunſtſtuͤcken, die man bey dieſer Uebung zu ma¬
chen pflegt, war er kein Freund. Ich ſchaff¬
te mir nach ſeinem Gebot ſo ein paar flache
Schuhe mit langen Schnaͤbeln, und habe ſol¬
che, obſchon mit einiger Unbequemlichkeit, vie¬
le Jahre gefuͤhrt. Auch vom Kunst-Reiten,
und ſogar vom Bereiten der Pferde wußte er
Rechenſchaft zu geben und that es gern; und
ſo lehnte er, wie es ſchien vorſaͤtzlich, das
Geſpraͤch uͤber ſein eigen Metier gewoͤhnlich
ab, um uͤber fremde Kuͤnſte, die er als Lieb¬
haberey trieb, deſto unbefangener zu ſprechen.
Von dieſen und andern Eigenthuͤmlichkeiten
des außerordentlichen Mannes wuͤrde ich noch

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[510/0518] meriſchen Goͤttern gleich, auf dieſen gefluͤgel¬ ten Sohlen uͤber das zum Boden gewordene Meer hinſchritte. Nun kam es an das Werk¬ zeug ſelbſt; er wollte von den hohen hohlge¬ ſchliffenen Schrittſchuhen nichts wiſſen, ſon¬ dern empfahl die niedrigen breiten flachge¬ ſchliffenen Frieslaͤndiſchen Staͤhle, als welche zum Schnelllaufen die dienlichſten ſeyen. Von Kunſtſtuͤcken, die man bey dieſer Uebung zu ma¬ chen pflegt, war er kein Freund. Ich ſchaff¬ te mir nach ſeinem Gebot ſo ein paar flache Schuhe mit langen Schnaͤbeln, und habe ſol¬ che, obſchon mit einiger Unbequemlichkeit, vie¬ le Jahre gefuͤhrt. Auch vom Kunst-Reiten, und ſogar vom Bereiten der Pferde wußte er Rechenſchaft zu geben und that es gern; und ſo lehnte er, wie es ſchien vorſaͤtzlich, das Geſpraͤch uͤber ſein eigen Metier gewoͤhnlich ab, um uͤber fremde Kuͤnſte, die er als Lieb¬ haberey trieb, deſto unbefangener zu ſprechen. Von dieſen und andern Eigenthuͤmlichkeiten des außerordentlichen Mannes wuͤrde ich noch

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/518>, abgerufen am 25.11.2024.