befreyt hast? Mir träumte, fuhr er fort, ich befände mich, entfernt von dir, in einer un¬ bekannten Gegend; aber dein Bild schwebte mir vor; ich sah dich auf einem schönen Hü¬ gel, die Sonne beschien den ganzen Platz, wie reizend kamst du mir vor! Aber es währte nicht lange, so sah ich dein Bild hin¬ unter gleiten, immer hinunter gleiten, ich streckte meine Arme nach dir aus, sie reich¬ ten nicht durch die Ferne. Immer sank dein Bild und näherte sich einem großen See, der am Fuße des Hügels weit ausgebreitet lag, eher ein Sumpf als ein See. Auf einmal gab dir ein Mann die Hand, er schien dich hinaufführen zu wollen, aber leitete dich seit¬ wärts, und schien dich nach sich zu ziehen. Ich rief, da ich dich nicht erreichen konnte, ich hoffte dich zu warnen. Wollte ich gehen, so schien der Boden mich fest zu halten; konnt' ich gehen, so hinderte mich das Was¬
befreyt haſt? Mir träumte, fuhr er fort, ich befände mich, entfernt von dir, in einer un¬ bekannten Gegend; aber dein Bild ſchwebte mir vor; ich ſah dich auf einem ſchönen Hü¬ gel, die Sonne beſchien den ganzen Platz, wie reizend kamſt du mir vor! Aber es währte nicht lange, ſo ſah ich dein Bild hin¬ unter gleiten, immer hinunter gleiten, ich ſtreckte meine Arme nach dir aus, ſie reich¬ ten nicht durch die Ferne. Immer ſank dein Bild und näherte ſich einem großen See, der am Fuße des Hügels weit ausgebreitet lag, eher ein Sumpf als ein See. Auf einmal gab dir ein Mann die Hand, er ſchien dich hinaufführen zu wollen, aber leitete dich ſeit¬ wärts, und ſchien dich nach ſich zu ziehen. Ich rief, da ich dich nicht erreichen konnte, ich hoffte dich zu warnen. Wollte ich gehen, ſo ſchien der Boden mich feſt zu halten; konnt’ ich gehen, ſo hinderte mich das Waſ¬
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befreyt haſt? Mir träumte, fuhr er fort, ich
befände mich, entfernt von dir, in einer un¬
bekannten Gegend; aber dein Bild ſchwebte
mir vor; ich ſah dich auf einem ſchönen Hü¬
gel, die Sonne beſchien den ganzen Platz,
wie reizend kamſt du mir vor! Aber es
währte nicht lange, ſo ſah ich dein Bild hin¬
unter gleiten, immer hinunter gleiten, ich
ſtreckte meine Arme nach dir aus, ſie reich¬
ten nicht durch die Ferne. Immer ſank dein
Bild und näherte ſich einem großen See, der
am Fuße des Hügels weit ausgebreitet lag,
eher ein Sumpf als ein See. Auf einmal
gab dir ein Mann die Hand, er ſchien dich
hinaufführen zu wollen, aber leitete dich ſeit¬
wärts, und ſchien dich nach ſich zu ziehen.
Ich rief, da ich dich nicht erreichen konnte,
ich hoffte dich zu warnen. Wollte ich gehen,
ſo ſchien der Boden mich feſt zu halten;
konnt’ ich gehen, ſo hinderte mich das Waſ¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/109>, abgerufen am 27.11.2024.
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