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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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besteigen, und sich aus einem Hause zu ent¬
fernen, in welchem ihm, unter den gegebenen
Umständen, unmöglich wohl werden konnte;
allein der gute Mann wollte den Sohn ei¬
nes Hauses, dem er so viel schuldig war,
nicht unbewirthet und ohne ihn eine Nacht
unter seinem Dache behalten zu haben, ent¬
lassen.

Unser Freund hatte ein trauriges Abend¬
essen eingenommen, eine unruhige Nacht aus¬
gestanden, und eilte frühmorgens sobald als
möglich sich von Leuten zu entfernen, die,
ohne es zu wissen, ihn mit ihren Erzählun¬
gen und Äusserungen auf das empfindlichste
gequält hatten.

Er ritt langsam und nachdenkend die
Straße hin, als er auf einmal eine Anzahl
gewaffneter Leute durchs Feld kommen sah,
die er an ihren weiten und langen Röcken,
großen Aufschlägen, unförmlichen Hüten und

beſteigen, und ſich aus einem Hauſe zu ent¬
fernen, in welchem ihm, unter den gegebenen
Umſtänden, unmöglich wohl werden konnte;
allein der gute Mann wollte den Sohn ei¬
nes Hauſes, dem er ſo viel ſchuldig war,
nicht unbewirthet und ohne ihn eine Nacht
unter ſeinem Dache behalten zu haben, ent¬
laſſen.

Unſer Freund hatte ein trauriges Abend¬
eſſen eingenommen, eine unruhige Nacht aus¬
geſtanden, und eilte frühmorgens ſobald als
möglich ſich von Leuten zu entfernen, die,
ohne es zu wiſſen, ihn mit ihren Erzählun¬
gen und Äuſſerungen auf das empfindlichſte
gequält hatten.

Er ritt langſam und nachdenkend die
Straße hin, als er auf einmal eine Anzahl
gewaffneter Leute durchs Feld kommen ſah,
die er an ihren weiten und langen Röcken,
großen Aufſchlägen, unförmlichen Hüten und

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[108/0116] beſteigen, und ſich aus einem Hauſe zu ent¬ fernen, in welchem ihm, unter den gegebenen Umſtänden, unmöglich wohl werden konnte; allein der gute Mann wollte den Sohn ei¬ nes Hauſes, dem er ſo viel ſchuldig war, nicht unbewirthet und ohne ihn eine Nacht unter ſeinem Dache behalten zu haben, ent¬ laſſen. Unſer Freund hatte ein trauriges Abend¬ eſſen eingenommen, eine unruhige Nacht aus¬ geſtanden, und eilte frühmorgens ſobald als möglich ſich von Leuten zu entfernen, die, ohne es zu wiſſen, ihn mit ihren Erzählun¬ gen und Äuſſerungen auf das empfindlichſte gequält hatten. Er ritt langſam und nachdenkend die Straße hin, als er auf einmal eine Anzahl gewaffneter Leute durchs Feld kommen ſah, die er an ihren weiten und langen Röcken, großen Aufſchlägen, unförmlichen Hüten und

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/116>, abgerufen am 27.11.2024.