tiger heraus. -- Thäte es nicht Noth, sagte er, daß ein Director jedem Stadtrathe zu Füßen fiele, um nur die Erlaubniß zu ha¬ ben, vier Wochen zwischen der Messe ein paar Groschen mehr an einem Orte cirkuli¬ ren zu lassen. Ich habe den unsrigen, der so weit ein guter Mann war, oft bedauret, wenn er mir gleich zu anderer Zeit Ursache zu Mißvergnügen gab. Ein guter Akteur steigert ihn, die schlechten kann er nicht los werden; und wenn er seine Einnahme eini¬ germaßen der Ausgabe gleich setzen will; so ist es dem Publikum gleich zu viel, das Haus steht leer, und man muß, um nur nicht gar zu Grunde zu gehen, mit Schaden und Kummer spielen. Nein, mein Herr, da Sie sich unsrer, wie Sie sagen, annehmen mögen; so bitte ich Sie, sprechen Sie auf das ernstlichste mit den Eltern meiner Ge¬ liebten! Man versorge mich hier, man gebe
tiger heraus. — Thäte es nicht Noth, ſagte er, daß ein Director jedem Stadtrathe zu Füßen fiele, um nur die Erlaubniß zu ha¬ ben, vier Wochen zwiſchen der Meſſe ein paar Groſchen mehr an einem Orte cirkuli¬ ren zu laſſen. Ich habe den unſrigen, der ſo weit ein guter Mann war, oft bedauret, wenn er mir gleich zu anderer Zeit Urſache zu Mißvergnügen gab. Ein guter Akteur ſteigert ihn, die ſchlechten kann er nicht los werden; und wenn er ſeine Einnahme eini¬ germaßen der Ausgabe gleich ſetzen will; ſo iſt es dem Publikum gleich zu viel, das Haus ſteht leer, und man muß, um nur nicht gar zu Grunde zu gehen, mit Schaden und Kummer ſpielen. Nein, mein Herr, da Sie ſich unſrer, wie Sie ſagen, annehmen mögen; ſo bitte ich Sie, ſprechen Sie auf das ernſtlichſte mit den Eltern meiner Ge¬ liebten! Man verſorge mich hier, man gebe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0134"n="126"/>
tiger heraus. — Thäte es nicht Noth, ſagte<lb/>
er, daß ein Director jedem Stadtrathe zu<lb/>
Füßen fiele, um nur die Erlaubniß zu ha¬<lb/>
ben, vier Wochen zwiſchen der Meſſe ein<lb/>
paar Groſchen mehr an einem Orte cirkuli¬<lb/>
ren zu laſſen. Ich habe den unſrigen, der<lb/>ſo weit ein guter Mann war, oft bedauret,<lb/>
wenn er mir gleich zu anderer Zeit Urſache<lb/>
zu Mißvergnügen gab. Ein guter Akteur<lb/>ſteigert ihn, die ſchlechten kann er nicht los<lb/>
werden; und wenn er ſeine Einnahme eini¬<lb/>
germaßen der Ausgabe gleich ſetzen will; ſo<lb/>
iſt es dem Publikum gleich zu viel, das<lb/>
Haus ſteht leer, und man muß, um nur<lb/>
nicht gar zu Grunde zu gehen, mit Schaden<lb/>
und Kummer ſpielen. Nein, mein Herr, da<lb/>
Sie ſich unſrer, wie Sie ſagen, annehmen<lb/>
mögen; ſo bitte ich Sie, ſprechen Sie auf<lb/>
das ernſtlichſte mit den Eltern meiner Ge¬<lb/>
liebten! Man verſorge mich hier, man gebe<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[126/0134]
tiger heraus. — Thäte es nicht Noth, ſagte
er, daß ein Director jedem Stadtrathe zu
Füßen fiele, um nur die Erlaubniß zu ha¬
ben, vier Wochen zwiſchen der Meſſe ein
paar Groſchen mehr an einem Orte cirkuli¬
ren zu laſſen. Ich habe den unſrigen, der
ſo weit ein guter Mann war, oft bedauret,
wenn er mir gleich zu anderer Zeit Urſache
zu Mißvergnügen gab. Ein guter Akteur
ſteigert ihn, die ſchlechten kann er nicht los
werden; und wenn er ſeine Einnahme eini¬
germaßen der Ausgabe gleich ſetzen will; ſo
iſt es dem Publikum gleich zu viel, das
Haus ſteht leer, und man muß, um nur
nicht gar zu Grunde zu gehen, mit Schaden
und Kummer ſpielen. Nein, mein Herr, da
Sie ſich unſrer, wie Sie ſagen, annehmen
mögen; ſo bitte ich Sie, ſprechen Sie auf
das ernſtlichſte mit den Eltern meiner Ge¬
liebten! Man verſorge mich hier, man gebe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/134>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.