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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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ein Silber, das vom Läuter-Feuer lange her¬
um getrieben worden, endlich farbig schön
vor den Augen des Arbeiters erscheint, und
ihm zugleich andeutet, daß das Metall nun¬
mehr von allen fremden Zusätzen gereiniget
sey.

Wie sehr stutzte er daher Anfangs, wenn
er sich bey seiner Geliebten befand, und durch
den glücklichen Nebel, der ihn umgab, neben
aus auf Tische, Stühle und Boden sah. Die
Trümmer eines augenblicklichen, leichten und
falschen Putzes lagen wie das glänzende
Kleid eines abgeschuppten Fisches zerstreut in
wilder Unordnung durch einander. Die Werk¬
zeuge menschlicher Reinlichkeit, als Kämme,
Seife, Tücher und Pomade waren mit den
Spuren ihrer Bestimmung gleichfalls nicht
versteckt. Musik, Rollen und Schuhe, Wä¬
sche und italienische Blumen, Etuis, Haar¬
nadeln, Schminktöpfchen und Bänder, Bü¬

ein Silber, das vom Läuter-Feuer lange her¬
um getrieben worden, endlich farbig ſchön
vor den Augen des Arbeiters erſcheint, und
ihm zugleich andeutet, daß das Metall nun¬
mehr von allen fremden Zuſätzen gereiniget
ſey.

Wie ſehr ſtutzte er daher Anfangs, wenn
er ſich bey ſeiner Geliebten befand, und durch
den glücklichen Nebel, der ihn umgab, neben
aus auf Tiſche, Stühle und Boden ſah. Die
Trümmer eines augenblicklichen, leichten und
falſchen Putzes lagen wie das glänzende
Kleid eines abgeſchuppten Fiſches zerſtreut in
wilder Unordnung durch einander. Die Werk¬
zeuge menſchlicher Reinlichkeit, als Kämme,
Seife, Tücher und Pomade waren mit den
Spuren ihrer Beſtimmung gleichfalls nicht
verſteckt. Muſik, Rollen und Schuhe, Wä¬
ſche und italieniſche Blumen, Etuis, Haar¬
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[139/0147] ein Silber, das vom Läuter-Feuer lange her¬ um getrieben worden, endlich farbig ſchön vor den Augen des Arbeiters erſcheint, und ihm zugleich andeutet, daß das Metall nun¬ mehr von allen fremden Zuſätzen gereiniget ſey. Wie ſehr ſtutzte er daher Anfangs, wenn er ſich bey ſeiner Geliebten befand, und durch den glücklichen Nebel, der ihn umgab, neben aus auf Tiſche, Stühle und Boden ſah. Die Trümmer eines augenblicklichen, leichten und falſchen Putzes lagen wie das glänzende Kleid eines abgeſchuppten Fiſches zerſtreut in wilder Unordnung durch einander. Die Werk¬ zeuge menſchlicher Reinlichkeit, als Kämme, Seife, Tücher und Pomade waren mit den Spuren ihrer Beſtimmung gleichfalls nicht verſteckt. Muſik, Rollen und Schuhe, Wä¬ ſche und italieniſche Blumen, Etuis, Haar¬ nadeln, Schminktöpfchen und Bänder, Bü¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/147>, abgerufen am 24.11.2024.