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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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Mariane dagegen wollte nicht Wort haben,
daß sie ihn so lange nicht bemerkt hätte; sie
behauptete, ihn schon auf dem Spaziergange
gesehen zu haben, und bezeichnete ihm zum
Beweis das Kleid, das er am selbigen Tage
angehabt; sie behauptete, daß er ihr damals
vor allen andern gefallen, und daß sie seine
Bekanntschaft gewünscht habe.

Wie gern glaubte Wilhelm das alles!
wie gern ließ er sich überreden, daß sie zu
ihm, als er sich ihr genähert, durch einen
unwiderstehlichen Zug hingeführt worden,
daß sie absichtlich zwischen die Coulissen ne¬
ben ihn getreten sey, um ihn näher zu sehen,
und Bekanntschaft mit ihm zu machen, und
daß sie zuletzt, da seine Zurückhaltung und
Blödigkeit nicht zu überwinden gewesen, ihm
selbst Gelegenheit gegeben, und ihn gleichsam
genöthigt habe, ein Glas Limonade herbey¬
zuholen.

Mariane dagegen wollte nicht Wort haben,
daß ſie ihn ſo lange nicht bemerkt hätte; ſie
behauptete, ihn ſchon auf dem Spaziergange
geſehen zu haben, und bezeichnete ihm zum
Beweis das Kleid, das er am ſelbigen Tage
angehabt; ſie behauptete, daß er ihr damals
vor allen andern gefallen, und daß ſie ſeine
Bekanntſchaft gewünſcht habe.

Wie gern glaubte Wilhelm das alles!
wie gern ließ er ſich überreden, daß ſie zu
ihm, als er ſich ihr genähert, durch einen
unwiderſtehlichen Zug hingeführt worden,
daß ſie abſichtlich zwiſchen die Couliſſen ne¬
ben ihn getreten ſey, um ihn näher zu ſehen,
und Bekanntſchaft mit ihm zu machen, und
daß ſie zuletzt, da ſeine Zurückhaltung und
Blödigkeit nicht zu überwinden geweſen, ihm
ſelbſt Gelegenheit gegeben, und ihn gleichſam
genöthigt habe, ein Glas Limonade herbey¬
zuholen.

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[150/0158] Mariane dagegen wollte nicht Wort haben, daß ſie ihn ſo lange nicht bemerkt hätte; ſie behauptete, ihn ſchon auf dem Spaziergange geſehen zu haben, und bezeichnete ihm zum Beweis das Kleid, das er am ſelbigen Tage angehabt; ſie behauptete, daß er ihr damals vor allen andern gefallen, und daß ſie ſeine Bekanntſchaft gewünſcht habe. Wie gern glaubte Wilhelm das alles! wie gern ließ er ſich überreden, daß ſie zu ihm, als er ſich ihr genähert, durch einen unwiderſtehlichen Zug hingeführt worden, daß ſie abſichtlich zwiſchen die Couliſſen ne¬ ben ihn getreten ſey, um ihn näher zu ſehen, und Bekanntſchaft mit ihm zu machen, und daß ſie zuletzt, da ſeine Zurückhaltung und Blödigkeit nicht zu überwinden geweſen, ihm ſelbſt Gelegenheit gegeben, und ihn gleichſam genöthigt habe, ein Glas Limonade herbey¬ zuholen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/158>, abgerufen am 23.11.2024.