Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Und wenn mir die Morgensonne meinen
Freund rauben sollte, will ich mirs verber¬
gen. Vierzehn Tage! Welche Ewigkeit! In
vierzehn Tagen, was kann da nicht vorfal¬
len, was kann sich da nicht verändern!

Wilhelm trat herein. Mit welcher Leb¬
haftigkeit flog sie ihm entgegen! mit wel¬
chem Entzücken umschlang er die rothe Uni¬
form! drückte er das weiße Atlaßwestchen an
seine Brust! Wer wagte hier zu beschreiben,
wem geziemt es, die Seeligkeit zweyer Lie¬
benden auszusprechen. Die Alte ging mur¬
rend bey Seite, wir entfernen uns mit ihr
und lassen die Glücklichen allein.


Und wenn mir die Morgenſonne meinen
Freund rauben ſollte, will ich mirs verber¬
gen. Vierzehn Tage! Welche Ewigkeit! In
vierzehn Tagen, was kann da nicht vorfal¬
len, was kann ſich da nicht verändern!

Wilhelm trat herein. Mit welcher Leb¬
haftigkeit flog ſie ihm entgegen! mit wel¬
chem Entzücken umſchlang er die rothe Uni¬
form! drückte er das weiße Atlaßweſtchen an
ſeine Bruſt! Wer wagte hier zu beſchreiben,
wem geziemt es, die Seeligkeit zweyer Lie¬
benden auszuſprechen. Die Alte ging mur¬
rend bey Seite, wir entfernen uns mit ihr
und laſſen die Glücklichen allein.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0017" n="9"/>
            <p>Und wenn mir die Morgen&#x017F;onne meinen<lb/>
Freund rauben &#x017F;ollte, will ich mirs verber¬<lb/>
gen. Vierzehn Tage! Welche Ewigkeit! In<lb/>
vierzehn Tagen, was kann da nicht vorfal¬<lb/>
len, was kann &#x017F;ich da nicht verändern!</p><lb/>
            <p>Wilhelm trat herein. Mit welcher Leb¬<lb/>
haftigkeit flog &#x017F;ie ihm entgegen! mit wel¬<lb/>
chem Entzücken um&#x017F;chlang er die rothe Uni¬<lb/>
form! drückte er das weiße Atlaßwe&#x017F;tchen an<lb/>
&#x017F;eine Bru&#x017F;t! Wer wagte hier zu be&#x017F;chreiben,<lb/>
wem geziemt es, die Seeligkeit zweyer Lie¬<lb/>
benden auszu&#x017F;prechen. Die Alte ging mur¬<lb/>
rend bey Seite, wir entfernen uns mit ihr<lb/>
und la&#x017F;&#x017F;en die Glücklichen allein.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0017] Und wenn mir die Morgenſonne meinen Freund rauben ſollte, will ich mirs verber¬ gen. Vierzehn Tage! Welche Ewigkeit! In vierzehn Tagen, was kann da nicht vorfal¬ len, was kann ſich da nicht verändern! Wilhelm trat herein. Mit welcher Leb¬ haftigkeit flog ſie ihm entgegen! mit wel¬ chem Entzücken umſchlang er die rothe Uni¬ form! drückte er das weiße Atlaßweſtchen an ſeine Bruſt! Wer wagte hier zu beſchreiben, wem geziemt es, die Seeligkeit zweyer Lie¬ benden auszuſprechen. Die Alte ging mur¬ rend bey Seite, wir entfernen uns mit ihr und laſſen die Glücklichen allein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/17
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/17>, abgerufen am 21.11.2024.