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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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wollen? -- Sie stehn ihr alle zu Diensten,
versetzte Wilhelm, indem er dem leichten Bo¬
ten das Bouquet überreichte, und zugleich
der Schönen ein Kompliment machte, wel¬
ches sie mit einem freundlichen Gegengruß
erwiederte, und sich vom Fenster zurückzog.

Nachdenkend über dieses artige Aben¬
theuer ging er nach seinem Zimmer die Trep¬
pe hinauf, als ein junges Geschöpf ihm ent¬
gegen sprang, das seine Aufmerksamkeit auf
sich zog. Ein kurzes seidnes Westchen mit
geschlitzten spanischen Ermeln, knappe, lange
Beinkleider mit Puffen standen dem Kinde
gar artig. Lange schwarze Haare waren in
Locken und Zöpfen um den Kopf gekräuselt
und gewunden. Er sah die Gestalt mit Ver¬
wunderung an, und konnte nicht mit sich ei¬
nig werden, ob er sie für einen Knaben oder
für ein Mädchen erklären sollte. Doch ent¬
schied er sich bald für das letzte, und hielt

W. Meisters Lehrj. P

wollen? — Sie ſtehn ihr alle zu Dienſten,
verſetzte Wilhelm, indem er dem leichten Bo¬
ten das Bouquet überreichte, und zugleich
der Schönen ein Kompliment machte, wel¬
ches ſie mit einem freundlichen Gegengruß
erwiederte, und ſich vom Fenſter zurückzog.

Nachdenkend über dieſes artige Aben¬
theuer ging er nach ſeinem Zimmer die Trep¬
pe hinauf, als ein junges Geſchöpf ihm ent¬
gegen ſprang, das ſeine Aufmerkſamkeit auf
ſich zog. Ein kurzes ſeidnes Weſtchen mit
geſchlitzten ſpaniſchen Ermeln, knappe, lange
Beinkleider mit Puffen ſtanden dem Kinde
gar artig. Lange ſchwarze Haare waren in
Locken und Zöpfen um den Kopf gekräuſelt
und gewunden. Er ſah die Geſtalt mit Ver¬
wunderung an, und konnte nicht mit ſich ei¬
nig werden, ob er ſie für einen Knaben oder
für ein Mädchen erklären ſollte. Doch ent¬
ſchied er ſich bald für das letzte, und hielt

W. Meiſters Lehrj. P
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[225/0233] wollen? — Sie ſtehn ihr alle zu Dienſten, verſetzte Wilhelm, indem er dem leichten Bo¬ ten das Bouquet überreichte, und zugleich der Schönen ein Kompliment machte, wel¬ ches ſie mit einem freundlichen Gegengruß erwiederte, und ſich vom Fenſter zurückzog. Nachdenkend über dieſes artige Aben¬ theuer ging er nach ſeinem Zimmer die Trep¬ pe hinauf, als ein junges Geſchöpf ihm ent¬ gegen ſprang, das ſeine Aufmerkſamkeit auf ſich zog. Ein kurzes ſeidnes Weſtchen mit geſchlitzten ſpaniſchen Ermeln, knappe, lange Beinkleider mit Puffen ſtanden dem Kinde gar artig. Lange ſchwarze Haare waren in Locken und Zöpfen um den Kopf gekräuſelt und gewunden. Er ſah die Geſtalt mit Ver¬ wunderung an, und konnte nicht mit ſich ei¬ nig werden, ob er ſie für einen Knaben oder für ein Mädchen erklären ſollte. Doch ent¬ ſchied er ſich bald für das letzte, und hielt W. Meiſters Lehrj. P

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/233>, abgerufen am 21.11.2024.