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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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er fürchte, mit den Besuchen, die er abzule¬
gen habe, vor Mitternacht kaum fertig zu
werden. Er fuhr fort mit der größten Auf¬
richtigkeit seine Abentheuer zu erzählen, und
hätte die Namen, Straßen und Häuser an¬
gezeigt, wenn nicht Wilhelm eine solche In¬
discretion abgelehnt und ihn höflich entlassen
hätte.

Laertes hatte indessen Landrinetten unter¬
halten, und versicherte, sie sey vollkommen
würdig, ein Weib zu seyn und zu bleiben.

Nun ging die Unterhandlung mit dem
Entrepreneur wegen des Kindes an, das un¬
serm Freunde für dreyßig Thaler überlassen
wurde, gegen welche der schwarzbärtige hef¬
tige Italiener seine Ansprüche völlig abtrat;
von der Herkunft des Kindes aber weiter
nichts bekennen wollte, als daß er solches
nach dem Tode seines Bruders, den man,
wegen seiner ausserordentlichen Geschicklich¬

er fürchte, mit den Beſuchen, die er abzule¬
gen habe, vor Mitternacht kaum fertig zu
werden. Er fuhr fort mit der größten Auf¬
richtigkeit ſeine Abentheuer zu erzählen, und
hätte die Namen, Straßen und Häuſer an¬
gezeigt, wenn nicht Wilhelm eine ſolche In¬
diſcretion abgelehnt und ihn höflich entlaſſen
hätte.

Laertes hatte indeſſen Landrinetten unter¬
halten, und verſicherte, ſie ſey vollkommen
würdig, ein Weib zu ſeyn und zu bleiben.

Nun ging die Unterhandlung mit dem
Entrepreneur wegen des Kindes an, das un¬
ſerm Freunde für dreyßig Thaler überlaſſen
wurde, gegen welche der ſchwarzbärtige hef¬
tige Italiener ſeine Anſprüche völlig abtrat;
von der Herkunft des Kindes aber weiter
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[260/0268] er fürchte, mit den Beſuchen, die er abzule¬ gen habe, vor Mitternacht kaum fertig zu werden. Er fuhr fort mit der größten Auf¬ richtigkeit ſeine Abentheuer zu erzählen, und hätte die Namen, Straßen und Häuſer an¬ gezeigt, wenn nicht Wilhelm eine ſolche In¬ diſcretion abgelehnt und ihn höflich entlaſſen hätte. Laertes hatte indeſſen Landrinetten unter¬ halten, und verſicherte, ſie ſey vollkommen würdig, ein Weib zu ſeyn und zu bleiben. Nun ging die Unterhandlung mit dem Entrepreneur wegen des Kindes an, das un¬ ſerm Freunde für dreyßig Thaler überlaſſen wurde, gegen welche der ſchwarzbärtige hef¬ tige Italiener ſeine Anſprüche völlig abtrat; von der Herkunft des Kindes aber weiter nichts bekennen wollte, als daß er ſolches nach dem Tode ſeines Bruders, den man, wegen ſeiner auſſerordentlichen Geſchicklich¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/268>, abgerufen am 22.11.2024.