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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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ganz früh in die Messe gehe, wohin er ihr
einmal folgte, und sie in der Ecke der Kirche
mit dem Rosenkranze knien und andächtig
beten sah. Sie bemerkte ihn nicht, er ging
nach Hause, machte sich vielerley Gedanken
über diese Gestalt, und konnte sich bey ihr
nichts bestimmtes denken.

Neues Andringen Melinas um eine Sum¬
me Geldes, zur Auslösung der mehr erwähn¬
ten Theatergeräthschaften, bestimmte Wil¬
helmen noch mehr, an seine Abreise zu den¬
ken. Er wollte den Seinigen, die lange nichts
von ihm gehört hatten, noch mit dem heuti¬
gen Posttage schreiben, er fing auch wirklich
einen Brief an Wernern an, und war mit
Erzählung seiner Abenteuer, wobey er, ohne
es selbst zu bemerken, sich mehrmal von der
Wahrheit entfernt hatte, schon ziemlich weit
gekommen, als er, zu seinem Verdruß, auf
der hintern Seite des Briefblatts schon eini¬

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ganz früh in die Meſſe gehe, wohin er ihr
einmal folgte, und ſie in der Ecke der Kirche
mit dem Roſenkranze knien und andächtig
beten ſah. Sie bemerkte ihn nicht, er ging
nach Hauſe, machte ſich vielerley Gedanken
über dieſe Geſtalt, und konnte ſich bey ihr
nichts beſtimmtes denken.

Neues Andringen Melinas um eine Sum¬
me Geldes, zur Auslöſung der mehr erwähn¬
ten Theatergeräthſchaften, beſtimmte Wil¬
helmen noch mehr, an ſeine Abreiſe zu den¬
ken. Er wollte den Seinigen, die lange nichts
von ihm gehört hatten, noch mit dem heuti¬
gen Poſttage ſchreiben, er fing auch wirklich
einen Brief an Wernern an, und war mit
Erzählung ſeiner Abenteuer, wobey er, ohne
es ſelbſt zu bemerken, ſich mehrmal von der
Wahrheit entfernt hatte, ſchon ziemlich weit
gekommen, als er, zu ſeinem Verdruß, auf
der hintern Seite des Briefblatts ſchon eini¬

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[275/0283] ganz früh in die Meſſe gehe, wohin er ihr einmal folgte, und ſie in der Ecke der Kirche mit dem Roſenkranze knien und andächtig beten ſah. Sie bemerkte ihn nicht, er ging nach Hauſe, machte ſich vielerley Gedanken über dieſe Geſtalt, und konnte ſich bey ihr nichts beſtimmtes denken. Neues Andringen Melinas um eine Sum¬ me Geldes, zur Auslöſung der mehr erwähn¬ ten Theatergeräthſchaften, beſtimmte Wil¬ helmen noch mehr, an ſeine Abreiſe zu den¬ ken. Er wollte den Seinigen, die lange nichts von ihm gehört hatten, noch mit dem heuti¬ gen Poſttage ſchreiben, er fing auch wirklich einen Brief an Wernern an, und war mit Erzählung ſeiner Abenteuer, wobey er, ohne es ſelbſt zu bemerken, ſich mehrmal von der Wahrheit entfernt hatte, ſchon ziemlich weit gekommen, als er, zu ſeinem Verdruß, auf der hintern Seite des Briefblatts ſchon eini¬ S 2

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/283>, abgerufen am 22.11.2024.