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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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widersetzte, sagte sie ihm ohne Umstände, er
könne gehn, wohin er wolle.

Glauben Sie etwa, daß ich mich nicht
von Ihnen entfernen könne? rief er aus,
ging trotzig weg, machte seinen Bündel zu¬
sammen, und eilte sogleich zum Hause hin¬
aus. Geh, Mignon, sagte Philine, und
schaff uns, was wir brauchen; sag es dem
Kellner, und hilf aufwarten.

Mignon trat vor Wilhelm hin, und frag¬
te in seiner lakonischen Art: soll ich? darf
ich? und Wilhelm versetzte: thu mein Kind,
was Mademoiselle dir sagt.

Das Kind besorgte alles, und wartete
den ganzen Abend mit großer Sorgfalt den
Gästen auf. Nach Tische suchte Wilhelm
mit dem Alten einen Spatziergang allein zu
machen; es gelang ihm, und nach mancher¬
ley Fragen, wie es ihm bisher gegangen?
wendete sich das Gespräch auf die ehmalige

widerſetzte, ſagte ſie ihm ohne Umſtände, er
könne gehn, wohin er wolle.

Glauben Sie etwa, daß ich mich nicht
von Ihnen entfernen könne? rief er aus,
ging trotzig weg, machte ſeinen Bündel zu¬
ſammen, und eilte ſogleich zum Hauſe hin¬
aus. Geh, Mignon, ſagte Philine, und
ſchaff uns, was wir brauchen; ſag es dem
Kellner, und hilf aufwarten.

Mignon trat vor Wilhelm hin, und frag¬
te in ſeiner lakoniſchen Art: ſoll ich? darf
ich? und Wilhelm verſetzte: thu mein Kind,
was Mademoiſelle dir ſagt.

Das Kind beſorgte alles, und wartete
den ganzen Abend mit großer Sorgfalt den
Gäſten auf. Nach Tiſche ſuchte Wilhelm
mit dem Alten einen Spatziergang allein zu
machen; es gelang ihm, und nach mancher¬
ley Fragen, wie es ihm bisher gegangen?
wendete ſich das Geſpräch auf die ehmalige

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[282/0290] widerſetzte, ſagte ſie ihm ohne Umſtände, er könne gehn, wohin er wolle. Glauben Sie etwa, daß ich mich nicht von Ihnen entfernen könne? rief er aus, ging trotzig weg, machte ſeinen Bündel zu¬ ſammen, und eilte ſogleich zum Hauſe hin¬ aus. Geh, Mignon, ſagte Philine, und ſchaff uns, was wir brauchen; ſag es dem Kellner, und hilf aufwarten. Mignon trat vor Wilhelm hin, und frag¬ te in ſeiner lakoniſchen Art: ſoll ich? darf ich? und Wilhelm verſetzte: thu mein Kind, was Mademoiſelle dir ſagt. Das Kind beſorgte alles, und wartete den ganzen Abend mit großer Sorgfalt den Gäſten auf. Nach Tiſche ſuchte Wilhelm mit dem Alten einen Spatziergang allein zu machen; es gelang ihm, und nach mancher¬ ley Fragen, wie es ihm bisher gegangen? wendete ſich das Geſpräch auf die ehmalige

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/290>, abgerufen am 22.11.2024.