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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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über alles aber die nächtlichen Zigeunerscenen
und das heimliche Gericht eine ganz un¬
glaubliche Wirkung. Jeder Schauspieler sah
nun, wie er bald in Helm und Harnisch,
jede Schauspielerin, wie sie mit einem großen
stehenden Kragen ihre Deutschheit vor dem
Publiko produziren werde. Jeder wollte sich
sogleich einen Namen aus dem Stücke oder
aus der deutschen Geschichte zueignen, und
Madam Melina betheuerte, Sohn oder Toch¬
ter, wozu sie Hoffnung hatte, nicht anders
als Adelbert oder Mathilde taufen zu lassen.

Gegen den fünften Akt ward der Beyfall
lärmender und lauter, ja zuletzt, als der Held
wirklich seinem Unterdrücker entging, und der
Tyrann gestraft wurde, war das Entzücken
so groß, daß man schwur, man habe nie so
glückliche Stunden gehabt. Melina, den der
Trank begeistert hatte, war der lauteste, und
da der zweyte Punschnapf geleert war, und

über alles aber die nächtlichen Zigeunerſcenen
und das heimliche Gericht eine ganz un¬
glaubliche Wirkung. Jeder Schauſpieler ſah
nun, wie er bald in Helm und Harniſch,
jede Schauſpielerin, wie ſie mit einem großen
ſtehenden Kragen ihre Deutſchheit vor dem
Publiko produziren werde. Jeder wollte ſich
ſogleich einen Namen aus dem Stücke oder
aus der deutſchen Geſchichte zueignen, und
Madam Melina betheuerte, Sohn oder Toch¬
ter, wozu ſie Hoffnung hatte, nicht anders
als Adelbert oder Mathilde taufen zu laſſen.

Gegen den fünften Akt ward der Beyfall
lärmender und lauter, ja zuletzt, als der Held
wirklich ſeinem Unterdrücker entging, und der
Tyrann geſtraft wurde, war das Entzücken
ſo groß, daß man ſchwur, man habe nie ſo
glückliche Stunden gehabt. Melina, den der
Trank begeiſtert hatte, war der lauteſte, und
da der zweyte Punſchnapf geleert war, und

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[316/0324] über alles aber die nächtlichen Zigeunerſcenen und das heimliche Gericht eine ganz un¬ glaubliche Wirkung. Jeder Schauſpieler ſah nun, wie er bald in Helm und Harniſch, jede Schauſpielerin, wie ſie mit einem großen ſtehenden Kragen ihre Deutſchheit vor dem Publiko produziren werde. Jeder wollte ſich ſogleich einen Namen aus dem Stücke oder aus der deutſchen Geſchichte zueignen, und Madam Melina betheuerte, Sohn oder Toch¬ ter, wozu ſie Hoffnung hatte, nicht anders als Adelbert oder Mathilde taufen zu laſſen. Gegen den fünften Akt ward der Beyfall lärmender und lauter, ja zuletzt, als der Held wirklich ſeinem Unterdrücker entging, und der Tyrann geſtraft wurde, war das Entzücken ſo groß, daß man ſchwur, man habe nie ſo glückliche Stunden gehabt. Melina, den der Trank begeiſtert hatte, war der lauteſte, und da der zweyte Punſchnapf geleert war, und

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/324>, abgerufen am 22.11.2024.