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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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daß er ein Fest ganz anders einzurichten ver¬
stehe, und ward zuletzt, als Laertes Still¬
schweigen gebot, immer gröber und lauter,
so daß dieser, ohne sich lange zu bedenken,
ihm die Scherben des Napfs an den Kopf
warf, und dadurch den Lärm nicht wenig
vermehrte.

Indessen war die Schaarwache herbey ge¬
kommen, und verlangte ins Haus eingelassen
zu werden. Wilhelm, vom Lesen sehr erhitzt,
ob er gleich nur wenig getrunken, hatte ge¬
nug zu thun, um mit Beyhülfe des Wirths
die Leute durch Geld und gute Worte zu be¬
friedigen, und die Glieder der Gesellschaft in
ihren mißlichen Umständen nach Hause zu
schaffen. Er warf sich, als er zurück kam,
vom Schlafe überwältigt, voller Unmuth,
unausgekleidet auf's Bette, und nichts glich
der unangenehmen Empfindung, zu der er
des andern Morgens erwachte, und, als er

daß er ein Feſt ganz anders einzurichten ver¬
ſtehe, und ward zuletzt, als Laertes Still¬
ſchweigen gebot, immer gröber und lauter,
ſo daß dieſer, ohne ſich lange zu bedenken,
ihm die Scherben des Napfs an den Kopf
warf, und dadurch den Lärm nicht wenig
vermehrte.

Indeſſen war die Schaarwache herbey ge¬
kommen, und verlangte ins Haus eingelaſſen
zu werden. Wilhelm, vom Leſen ſehr erhitzt,
ob er gleich nur wenig getrunken, hatte ge¬
nug zu thun, um mit Beyhülfe des Wirths
die Leute durch Geld und gute Worte zu be¬
friedigen, und die Glieder der Geſellſchaft in
ihren mißlichen Umſtänden nach Hauſe zu
ſchaffen. Er warf ſich, als er zurück kam,
vom Schlafe überwältigt, voller Unmuth,
unausgekleidet auf’s Bette, und nichts glich
der unangenehmen Empfindung, zu der er
des andern Morgens erwachte, und, als er

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[318/0326] daß er ein Feſt ganz anders einzurichten ver¬ ſtehe, und ward zuletzt, als Laertes Still¬ ſchweigen gebot, immer gröber und lauter, ſo daß dieſer, ohne ſich lange zu bedenken, ihm die Scherben des Napfs an den Kopf warf, und dadurch den Lärm nicht wenig vermehrte. Indeſſen war die Schaarwache herbey ge¬ kommen, und verlangte ins Haus eingelaſſen zu werden. Wilhelm, vom Leſen ſehr erhitzt, ob er gleich nur wenig getrunken, hatte ge¬ nug zu thun, um mit Beyhülfe des Wirths die Leute durch Geld und gute Worte zu be¬ friedigen, und die Glieder der Geſellſchaft in ihren mißlichen Umſtänden nach Hauſe zu ſchaffen. Er warf ſich, als er zurück kam, vom Schlafe überwältigt, voller Unmuth, unausgekleidet auf’s Bette, und nichts glich der unangenehmen Empfindung, zu der er des andern Morgens erwachte, und, als er

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/326>, abgerufen am 24.11.2024.