Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit Der Sänger drückt die Augen ein, Und schlug die vollen Töne,Der Ritter schaute muthig drein, Und in den Schoos die Schöne. Der König, dem das Lied gefiel, Ließ ihm, zum Lohne für sein Spiel, Eine goldne Kette holen. Die goldne Kette gieb mir nicht, Die Kette gieb den Rittern,Vor deren kühnem Angesicht Der Feinde Lanzen splittern. Gieb sie dem Kanzler, den du hast, Und laß ihn noch die goldne Last Zu andern Lasten tragen. Ich singe, wie der Vogel singt, Der in den Zweigen wohnet.Das Lied, das aus der Kehle dringt, Ist Lohn, der reichlich lohnet; Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit Der Sänger drückt die Augen ein, Und ſchlug die vollen Töne,Der Ritter ſchaute muthig drein, Und in den Schoos die Schöne. Der König, dem das Lied gefiel, Ließ ihm, zum Lohne für ſein Spiel, Eine goldne Kette holen. Die goldne Kette gieb mir nicht, Die Kette gieb den Rittern,Vor deren kühnem Angeſicht Der Feinde Lanzen ſplittern. Gieb ſie dem Kanzler, den du haſt, Und laß ihn noch die goldne Laſt Zu andern Laſten tragen. Ich ſinge, wie der Vogel ſingt, Der in den Zweigen wohnet.Das Lied, das aus der Kehle dringt, Iſt Lohn, der reichlich lohnet; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0336" n="328"/> <l>Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit</l><lb/> <l>Schließt Augen euch, hier iſt nicht Zeit</l><lb/> <l>Sich ſtaunend zu ergötzen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l rendition="#et">Der Sänger drückt die Augen ein,</l><lb/> <l>Und ſchlug die vollen Töne,</l><lb/> <l>Der Ritter ſchaute muthig drein,</l><lb/> <l>Und in den Schoos die Schöne.</l><lb/> <l>Der König, dem das Lied gefiel,</l><lb/> <l>Ließ ihm, zum Lohne für ſein Spiel,</l><lb/> <l>Eine goldne Kette holen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l rendition="#et">Die goldne Kette gieb mir nicht,</l><lb/> <l>Die Kette gieb den Rittern,</l><lb/> <l>Vor deren kühnem Angeſicht</l><lb/> <l>Der Feinde Lanzen ſplittern.</l><lb/> <l>Gieb ſie dem Kanzler, den du haſt,</l><lb/> <l>Und laß ihn noch die goldne Laſt</l><lb/> <l>Zu andern Laſten tragen.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l rendition="#et">Ich ſinge, wie der Vogel ſingt,</l><lb/> <l>Der in den Zweigen wohnet.</l><lb/> <l>Das Lied, das aus der Kehle dringt,</l><lb/> <l>Iſt Lohn, der reichlich lohnet;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [328/0336]
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit
Schließt Augen euch, hier iſt nicht Zeit
Sich ſtaunend zu ergötzen.
Der Sänger drückt die Augen ein,
Und ſchlug die vollen Töne,
Der Ritter ſchaute muthig drein,
Und in den Schoos die Schöne.
Der König, dem das Lied gefiel,
Ließ ihm, zum Lohne für ſein Spiel,
Eine goldne Kette holen.
Die goldne Kette gieb mir nicht,
Die Kette gieb den Rittern,
Vor deren kühnem Angeſicht
Der Feinde Lanzen ſplittern.
Gieb ſie dem Kanzler, den du haſt,
Und laß ihn noch die goldne Laſt
Zu andern Laſten tragen.
Ich ſinge, wie der Vogel ſingt,
Der in den Zweigen wohnet.
Das Lied, das aus der Kehle dringt,
Iſt Lohn, der reichlich lohnet;
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