Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

ernsten Tancred, die andre von Silber- und
Goldpapier den glänzenden Reinald zieren.
In der Lebhaftigkeit meiner Vorstellung er¬
zählte ich alles meinen Gespannen, die da¬
von ganz entzückt wurden, und nur nicht
wohl begreifen konnten, daß das alles aufge¬
führt, und zwar von ihnen aufgeführt wer¬
den sollte.

Diesen Zweifeln half ich mit vieler Leich¬
tigkeit ab. Ich disponirte gleich über ein
paar Zimmer in eines benachbarten Gespie¬
len Haus, ohne zu berechnen, daß die alte
Tante sie nimmermehr hergeben würde; eben
so war es mit dem Theater, wovon ich auch
keine bestimmte Idee hatte, ausser daß man
es auf Balken setzen, die Coulissen von ge¬
theilten spanischen Wänden hinstellen und
zum Grund ein großes Tuch nehmen müsse.
Woher aber die Materialien und Geräth¬
schaften kommen sollten, hatte ich nicht bedacht.

ernſten Tancred, die andre von Silber- und
Goldpapier den glänzenden Reinald zieren.
In der Lebhaftigkeit meiner Vorſtellung er¬
zählte ich alles meinen Geſpannen, die da¬
von ganz entzückt wurden, und nur nicht
wohl begreifen konnten, daß das alles aufge¬
führt, und zwar von ihnen aufgeführt wer¬
den ſollte.

Dieſen Zweifeln half ich mit vieler Leich¬
tigkeit ab. Ich diſponirte gleich über ein
paar Zimmer in eines benachbarten Geſpie¬
len Haus, ohne zu berechnen, daß die alte
Tante ſie nimmermehr hergeben würde; eben
ſo war es mit dem Theater, wovon ich auch
keine beſtimmte Idee hatte, auſſer daß man
es auf Balken ſetzen, die Couliſſen von ge¬
theilten ſpaniſchen Wänden hinſtellen und
zum Grund ein großes Tuch nehmen müſſe.
Woher aber die Materialien und Geräth¬
ſchaften kommen ſollten, hatte ich nicht bedacht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0064" n="56"/>
ern&#x017F;ten Tancred, die andre von Silber- und<lb/>
Goldpapier den glänzenden Reinald zieren.<lb/>
In der Lebhaftigkeit meiner Vor&#x017F;tellung er¬<lb/>
zählte ich alles meinen Ge&#x017F;pannen, die da¬<lb/>
von ganz entzückt wurden, und nur nicht<lb/>
wohl begreifen konnten, daß das alles aufge¬<lb/>
führt, und zwar von ihnen aufgeführt wer¬<lb/>
den &#x017F;ollte.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;en Zweifeln half ich mit vieler Leich¬<lb/>
tigkeit ab. Ich di&#x017F;ponirte gleich über ein<lb/>
paar Zimmer in eines benachbarten Ge&#x017F;pie¬<lb/>
len Haus, ohne zu berechnen, daß die alte<lb/>
Tante &#x017F;ie nimmermehr hergeben würde; eben<lb/>
&#x017F;o war es mit dem Theater, wovon ich auch<lb/>
keine be&#x017F;timmte Idee hatte, au&#x017F;&#x017F;er daß man<lb/>
es auf Balken &#x017F;etzen, die Couli&#x017F;&#x017F;en von ge¬<lb/>
theilten &#x017F;pani&#x017F;chen Wänden hin&#x017F;tellen und<lb/>
zum Grund ein großes Tuch nehmen mü&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Woher aber die Materialien und Geräth¬<lb/>
&#x017F;chaften kommen &#x017F;ollten, hatte ich nicht bedacht.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0064] ernſten Tancred, die andre von Silber- und Goldpapier den glänzenden Reinald zieren. In der Lebhaftigkeit meiner Vorſtellung er¬ zählte ich alles meinen Geſpannen, die da¬ von ganz entzückt wurden, und nur nicht wohl begreifen konnten, daß das alles aufge¬ führt, und zwar von ihnen aufgeführt wer¬ den ſollte. Dieſen Zweifeln half ich mit vieler Leich¬ tigkeit ab. Ich diſponirte gleich über ein paar Zimmer in eines benachbarten Geſpie¬ len Haus, ohne zu berechnen, daß die alte Tante ſie nimmermehr hergeben würde; eben ſo war es mit dem Theater, wovon ich auch keine beſtimmte Idee hatte, auſſer daß man es auf Balken ſetzen, die Couliſſen von ge¬ theilten ſpaniſchen Wänden hinſtellen und zum Grund ein großes Tuch nehmen müſſe. Woher aber die Materialien und Geräth¬ ſchaften kommen ſollten, hatte ich nicht bedacht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/64
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/64>, abgerufen am 04.12.2024.