Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.Um Ihren Platz so nah am Thron, Mich armen Teufel, Herr Baron, Beneiden Sie, so wie es scheint,Weil die Natur vom Knaben schon Mit mir es mütterlich gemeint. Ich ward, mit leichtem Muth und Kopf, Zwar arm, doch nicht ein armer Tropf. Nun dächt' ich, lieber Herr Baron, Wir ließen's beide wie wir sind:Sie blieben des Herrn Vaters Sohn, Und ich blieb meiner Mutter Kind. Wir leben ohne Neid und Haß, Begehren nicht des andern Titel, Sie keinen Platz auf dem Parnaß, Und keinen ich in dem Capitel. Die Stimmen über dieses Gedicht, das in Um Ihren Platz ſo nah am Thron, Mich armen Teufel, Herr Baron, Beneiden Sie, ſo wie es ſcheint,Weil die Natur vom Knaben ſchon Mit mir es mütterlich gemeint. Ich ward, mit leichtem Muth und Kopf, Zwar arm, doch nicht ein armer Tropf. Nun dächt’ ich, lieber Herr Baron, Wir ließen’s beide wie wir ſind:Sie blieben des Herrn Vaters Sohn, Und ich blieb meiner Mutter Kind. Wir leben ohne Neid und Haß, Begehren nicht des andern Titel, Sie keinen Platz auf dem Parnaß, Und keinen ich in dem Capitel. Die Stimmen über dieſes Gedicht, das in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0115" n="107"/> <l>Um Ihren Platz ſo nah am Thron,</l><lb/> <l>Und um manch ſchön Stück Acker Land,</l><lb/> <l>Um Ihres Vaters feſtes Schloß,</l><lb/> <l>Um ſeine Wildbahn und Geſchoß.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l rendition="#et">Mich armen Teufel, Herr Baron,</l><lb/> <l>Beneiden Sie, ſo wie es ſcheint,</l><lb/> <l>Weil die Natur vom Knaben ſchon</l><lb/> <l>Mit mir es mütterlich gemeint.</l><lb/> <l>Ich ward, mit leichtem Muth und Kopf,</l><lb/> <l>Zwar arm, doch nicht ein armer Tropf.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l rendition="#et">Nun dächt’ ich, lieber Herr Baron,</l><lb/> <l>Wir ließen’s beide wie wir ſind:</l><lb/> <l>Sie blieben des Herrn Vaters Sohn,</l><lb/> <l>Und ich blieb meiner Mutter Kind.</l><lb/> <l>Wir leben ohne Neid und Haß,</l><lb/> <l>Begehren nicht des andern Titel,</l><lb/> <l>Sie keinen Platz auf dem Parnaß,</l><lb/> <l>Und keinen ich in dem Capitel.</l><lb/> </lg> </lg> <p>Die Stimmen über dieſes Gedicht, das in<lb/> einigen faſt unleſerlichen Abſchriften ſich in<lb/> verſchiedenen Händen befand, waren ſehr ge¬<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0115]
Um Ihren Platz ſo nah am Thron,
Und um manch ſchön Stück Acker Land,
Um Ihres Vaters feſtes Schloß,
Um ſeine Wildbahn und Geſchoß.
Mich armen Teufel, Herr Baron,
Beneiden Sie, ſo wie es ſcheint,
Weil die Natur vom Knaben ſchon
Mit mir es mütterlich gemeint.
Ich ward, mit leichtem Muth und Kopf,
Zwar arm, doch nicht ein armer Tropf.
Nun dächt’ ich, lieber Herr Baron,
Wir ließen’s beide wie wir ſind:
Sie blieben des Herrn Vaters Sohn,
Und ich blieb meiner Mutter Kind.
Wir leben ohne Neid und Haß,
Begehren nicht des andern Titel,
Sie keinen Platz auf dem Parnaß,
Und keinen ich in dem Capitel.
Die Stimmen über dieſes Gedicht, das in
einigen faſt unleſerlichen Abſchriften ſich in
verſchiedenen Händen befand, waren ſehr ge¬
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