sey die Baronesse sogleich auf des Grafen Zimmer gelaufen, um ihn abzuholen.
Unglücklicherweise sind Sie zu spät ge¬ kommen! rief Wilhelm aus. Der Graf war vorhin im Zimmer, und hat mich sitzen sehen.
Hat er Sie erkannt?
Ich weis es nicht. Er sah mich im Spie¬ gel, so wie ich ihn, und eh' ich wußte, ob es ein Gespenst oder er selbst war, trat er schon wieder zurück, und drückte die Thüre hinter sich zu.
Die Verlegenheit der Baronesse vermehrte sich, als ein Bedienter sie zu rufen kam, und anzeigte, der Graf befinde sich bey seiner Gemahlin. Mit schwerem Herzen ging sie hin, und fand den Grafen zwar still und in sich gekehrt, aber in seinen Äusserungen mil¬ der und freundlicher als gewöhnlich. Sie wußte nicht, was sie denken sollte. Man sprach von den Vorfällen der Jagd und den
W. Meisters Lehrj. I
ſey die Baroneſſe ſogleich auf des Grafen Zimmer gelaufen, um ihn abzuholen.
Unglücklicherweiſe ſind Sie zu ſpät ge¬ kommen! rief Wilhelm aus. Der Graf war vorhin im Zimmer, und hat mich ſitzen ſehen.
Hat er Sie erkannt?
Ich weis es nicht. Er ſah mich im Spie¬ gel, ſo wie ich ihn, und eh’ ich wußte, ob es ein Geſpenſt oder er ſelbſt war, trat er ſchon wieder zurück, und drückte die Thüre hinter ſich zu.
Die Verlegenheit der Baroneſſe vermehrte ſich, als ein Bedienter ſie zu rufen kam, und anzeigte, der Graf befinde ſich bey ſeiner Gemahlin. Mit ſchwerem Herzen ging ſie hin, und fand den Grafen zwar ſtill und in ſich gekehrt, aber in ſeinen Äuſſerungen mil¬ der und freundlicher als gewöhnlich. Sie wußte nicht, was ſie denken ſollte. Man ſprach von den Vorfällen der Jagd und den
W. Meiſters Lehrj. I
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ſey die Baroneſſe ſogleich auf des Grafen
Zimmer gelaufen, um ihn abzuholen.
Unglücklicherweiſe ſind Sie zu ſpät ge¬
kommen! rief Wilhelm aus. Der Graf war
vorhin im Zimmer, und hat mich ſitzen ſehen.
Hat er Sie erkannt?
Ich weis es nicht. Er ſah mich im Spie¬
gel, ſo wie ich ihn, und eh’ ich wußte, ob es
ein Geſpenſt oder er ſelbſt war, trat er ſchon
wieder zurück, und drückte die Thüre hinter
ſich zu.
Die Verlegenheit der Baroneſſe vermehrte
ſich, als ein Bedienter ſie zu rufen kam, und
anzeigte, der Graf befinde ſich bey ſeiner
Gemahlin. Mit ſchwerem Herzen ging ſie
hin, und fand den Grafen zwar ſtill und in
ſich gekehrt, aber in ſeinen Äuſſerungen mil¬
der und freundlicher als gewöhnlich. Sie
wußte nicht, was ſie denken ſollte. Man
ſprach von den Vorfällen der Jagd und den
W. Meiſters Lehrj. I
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/137>, abgerufen am 22.11.2024.
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