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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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Augenblicke so viel als möglich das Ver¬
gnüglichste zu erhaschen.

Wilhelm war indessen auf eine eigene
Weise beschäftigt. Die Gräfin hatte von
ihm die Abschrift seiner Stücke verlangt, und
er sah diesen Wunsch der liebenswürdigen
Frau als die schönste Belohnung an.

Ein junger Autor, der sich noch nicht ge¬
druckt gesehn, wendet in einem solchen Falle
die größte Aufmerksamkeit auf eine reinliche
und zierliche Abschrift seiner Werke. Es ist
gleichsam das goldne Zeitalter der Autor¬
schaft; man sieht sich in jene Jahrhunderte
versetzt, in denen die Presse noch nicht die
Welt mit so viel unnützen Schriften über¬
schwemmt hatte, wo nur würdige Geistespro¬
ducte abgeschrieben, und von den edelsten
Menschen verwahrt wurden, und wie leicht
begeht man alsdann den Fehlschluß, daß ein
sorgfältig abgezirkeltes Manuscript auch ein

Augenblicke ſo viel als möglich das Ver¬
gnüglichſte zu erhaſchen.

Wilhelm war indeſſen auf eine eigene
Weiſe beſchäftigt. Die Gräfin hatte von
ihm die Abſchrift ſeiner Stücke verlangt, und
er ſah dieſen Wunſch der liebenswürdigen
Frau als die ſchönſte Belohnung an.

Ein junger Autor, der ſich noch nicht ge¬
druckt geſehn, wendet in einem ſolchen Falle
die größte Aufmerkſamkeit auf eine reinliche
und zierliche Abſchrift ſeiner Werke. Es iſt
gleichſam das goldne Zeitalter der Autor¬
ſchaft; man ſieht ſich in jene Jahrhunderte
verſetzt, in denen die Preſſe noch nicht die
Welt mit ſo viel unnützen Schriften über¬
ſchwemmt hatte, wo nur würdige Geiſtespro¬
ducte abgeſchrieben, und von den edelſten
Menſchen verwahrt wurden, und wie leicht
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[149/0157] Augenblicke ſo viel als möglich das Ver¬ gnüglichſte zu erhaſchen. Wilhelm war indeſſen auf eine eigene Weiſe beſchäftigt. Die Gräfin hatte von ihm die Abſchrift ſeiner Stücke verlangt, und er ſah dieſen Wunſch der liebenswürdigen Frau als die ſchönſte Belohnung an. Ein junger Autor, der ſich noch nicht ge¬ druckt geſehn, wendet in einem ſolchen Falle die größte Aufmerkſamkeit auf eine reinliche und zierliche Abſchrift ſeiner Werke. Es iſt gleichſam das goldne Zeitalter der Autor¬ ſchaft; man ſieht ſich in jene Jahrhunderte verſetzt, in denen die Preſſe noch nicht die Welt mit ſo viel unnützen Schriften über¬ ſchwemmt hatte, wo nur würdige Geiſtespro¬ ducte abgeſchrieben, und von den edelſten Menſchen verwahrt wurden, und wie leicht begeht man alsdann den Fehlſchluß, daß ein ſorgfältig abgezirkeltes Manuſcript auch ein

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/157>, abgerufen am 21.11.2024.