Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Kind hatte sich sehr freundlich und zuthätig
bezeigt, nach Wilhelms Eltern, Geschwistern
und Verwandten gefragt, und ihn dadurch
an seine Pflicht erinnert, den Seinigen von
sich einige Nachricht zu geben.

Der Baron brachte ihm nebst einem Ab¬
schiedsgruße von den Herrschaften, die Ver¬
sicherung, wie sehr der Graf mit ihm, seinem
Spiele, seinen poetischen Arbeiten und seinen
theatralischen Bemühungen zufrieden gewe¬
sen sey. Er zog darauf zum Beweis dieser
Gesinnung einen Beutel hervor, durch dessen
schönes Gewebe die reizende Farbe neuer
Goldstücke durchschimmerte; Wilhelm trat
zurück, und weigerte sich ihn anzunehmen.

Sehen Sie, fuhr der Baron fort, diese
Gabe als einen Ersatz für Ihre Zeit, als
eine Erkenntlichkeit für Ihre Mühe, nicht
als eine Belohnung Ihres Talents an.
Wenn uns dieses einen guten Nahmen und

Kind hatte ſich ſehr freundlich und zuthätig
bezeigt, nach Wilhelms Eltern, Geſchwiſtern
und Verwandten gefragt, und ihn dadurch
an ſeine Pflicht erinnert, den Seinigen von
ſich einige Nachricht zu geben.

Der Baron brachte ihm nebſt einem Ab¬
ſchiedsgruße von den Herrſchaften, die Ver¬
ſicherung, wie ſehr der Graf mit ihm, ſeinem
Spiele, ſeinen poetiſchen Arbeiten und ſeinen
theatraliſchen Bemühungen zufrieden gewe¬
ſen ſey. Er zog darauf zum Beweis dieſer
Geſinnung einen Beutel hervor, durch deſſen
ſchönes Gewebe die reizende Farbe neuer
Goldſtücke durchſchimmerte; Wilhelm trat
zurück, und weigerte ſich ihn anzunehmen.

Sehen Sie, fuhr der Baron fort, dieſe
Gabe als einen Erſatz für Ihre Zeit, als
eine Erkenntlichkeit für Ihre Mühe, nicht
als eine Belohnung Ihres Talents an.
Wenn uns dieſes einen guten Nahmen und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0174" n="166"/>
Kind hatte &#x017F;ich &#x017F;ehr freundlich und zuthätig<lb/>
bezeigt, nach Wilhelms Eltern, Ge&#x017F;chwi&#x017F;tern<lb/>
und Verwandten gefragt, und ihn dadurch<lb/>
an &#x017F;eine Pflicht erinnert, den Seinigen von<lb/>
&#x017F;ich einige Nachricht zu geben.</p><lb/>
            <p>Der Baron brachte ihm neb&#x017F;t einem Ab¬<lb/>
&#x017F;chiedsgruße von den Herr&#x017F;chaften, die Ver¬<lb/>
&#x017F;icherung, wie &#x017F;ehr der Graf mit ihm, &#x017F;einem<lb/>
Spiele, &#x017F;einen poeti&#x017F;chen Arbeiten und &#x017F;einen<lb/>
theatrali&#x017F;chen Bemühungen zufrieden gewe¬<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ey. Er zog darauf zum Beweis die&#x017F;er<lb/>
Ge&#x017F;innung einen Beutel hervor, durch de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;chönes Gewebe die reizende Farbe neuer<lb/>
Gold&#x017F;tücke durch&#x017F;chimmerte; Wilhelm trat<lb/>
zurück, und weigerte &#x017F;ich ihn anzunehmen.</p><lb/>
            <p>Sehen Sie, fuhr der Baron fort, die&#x017F;e<lb/>
Gabe als einen Er&#x017F;atz für Ihre Zeit, als<lb/>
eine Erkenntlichkeit für Ihre Mühe, nicht<lb/>
als eine Belohnung Ihres Talents an.<lb/>
Wenn uns die&#x017F;es einen guten Nahmen und<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0174] Kind hatte ſich ſehr freundlich und zuthätig bezeigt, nach Wilhelms Eltern, Geſchwiſtern und Verwandten gefragt, und ihn dadurch an ſeine Pflicht erinnert, den Seinigen von ſich einige Nachricht zu geben. Der Baron brachte ihm nebſt einem Ab¬ ſchiedsgruße von den Herrſchaften, die Ver¬ ſicherung, wie ſehr der Graf mit ihm, ſeinem Spiele, ſeinen poetiſchen Arbeiten und ſeinen theatraliſchen Bemühungen zufrieden gewe¬ ſen ſey. Er zog darauf zum Beweis dieſer Geſinnung einen Beutel hervor, durch deſſen ſchönes Gewebe die reizende Farbe neuer Goldſtücke durchſchimmerte; Wilhelm trat zurück, und weigerte ſich ihn anzunehmen. Sehen Sie, fuhr der Baron fort, dieſe Gabe als einen Erſatz für Ihre Zeit, als eine Erkenntlichkeit für Ihre Mühe, nicht als eine Belohnung Ihres Talents an. Wenn uns dieſes einen guten Nahmen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/174
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/174>, abgerufen am 21.11.2024.