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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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die Neigung der Frauen, die Bekanntschaft
in einem weiten Kreise, die Ausbildung sei¬
ner körperlichen und geistigen Anlagen, die
Hoffnung für die Zukunft bildeten ein sol¬
ches wunderliches Luftgemählde, daß Fata
Morgagna selbst es nicht seltsamer hätte
durcheinander wirken können.

In dieser glücklichen Exaltation fuhr er
fort, nachdem der Brief geschlossen war, ein
langes Selbstgespräch zu unterhalten, in wel¬
chem er den Inhalt des Schreibens recapi¬
tulirte, und sich eine thätige und würdige
Zukunft ausmahlte. Das Beyspiel so vieler
edler Krieger hatte ihn angefeuert, die Sha¬
kespearische Dichtung hatte ihm eine neue
Welt eröfnet, und von den Lippen der schö¬
nen Gräfin hatte er ein unaussprechliches
Feuer in sich gesogen. Das alles konnte,
das sollte nicht ohne Wirkung aufs Leben
bleiben.

die Neigung der Frauen, die Bekanntſchaft
in einem weiten Kreiſe, die Ausbildung ſei¬
ner körperlichen und geiſtigen Anlagen, die
Hoffnung für die Zukunft bildeten ein ſol¬
ches wunderliches Luftgemählde, daß Fata
Morgagna ſelbſt es nicht ſeltſamer hätte
durcheinander wirken können.

In dieſer glücklichen Exaltation fuhr er
fort, nachdem der Brief geſchloſſen war, ein
langes Selbſtgeſpräch zu unterhalten, in wel¬
chem er den Inhalt des Schreibens recapi¬
tulirte, und ſich eine thätige und würdige
Zukunft ausmahlte. Das Beyſpiel ſo vieler
edler Krieger hatte ihn angefeuert, die Sha¬
keſpeariſche Dichtung hatte ihm eine neue
Welt eröfnet, und von den Lippen der ſchö¬
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das ſollte nicht ohne Wirkung aufs Leben
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[173/0181] die Neigung der Frauen, die Bekanntſchaft in einem weiten Kreiſe, die Ausbildung ſei¬ ner körperlichen und geiſtigen Anlagen, die Hoffnung für die Zukunft bildeten ein ſol¬ ches wunderliches Luftgemählde, daß Fata Morgagna ſelbſt es nicht ſeltſamer hätte durcheinander wirken können. In dieſer glücklichen Exaltation fuhr er fort, nachdem der Brief geſchloſſen war, ein langes Selbſtgeſpräch zu unterhalten, in wel¬ chem er den Inhalt des Schreibens recapi¬ tulirte, und ſich eine thätige und würdige Zukunft ausmahlte. Das Beyſpiel ſo vieler edler Krieger hatte ihn angefeuert, die Sha¬ keſpeariſche Dichtung hatte ihm eine neue Welt eröfnet, und von den Lippen der ſchö¬ nen Gräfin hatte er ein unausſprechliches Feuer in ſich geſogen. Das alles konnte, das ſollte nicht ohne Wirkung aufs Leben bleiben.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/181>, abgerufen am 21.11.2024.