ben. Sie waren so von diesem Gedanken eingenommen, daß sie wünschten, ihn gleich ins Werk zu richten.
Ich habe nichts dagegen, sagte Melina, wenn ihr auf der Reise einen solchen Ver¬ such machen wollt; ich suspendire meine Di¬ rectorschaft gern, bis wir wieder an Ort und Stelle kommen. Er hofte, dabey zu sparen, und manche Ausgaben der kleinen Republik oder dem Interimsdirector aufzuwälzen. Nun ging man sehr lebhaft zu Rath, wie man die Form des neuen Staates aufs Beste ein¬ richten wolle.
Es ist ein wanderndes Reich, sagte Laer¬ tes, wir werden wenigstens keine Grenzstrei¬ tigkeiten haben.
Man schritt sogleich zur Sache, und er¬ wählte Wilhelm zum ersten Director. Der Senat ward bestellt, die Frauen erhielten Sitz und Stimme, man schlug Gesetze vor.
ben. Sie waren ſo von dieſem Gedanken eingenommen, daß ſie wünſchten, ihn gleich ins Werk zu richten.
Ich habe nichts dagegen, ſagte Melina, wenn ihr auf der Reiſe einen ſolchen Ver¬ ſuch machen wollt; ich ſuſpendire meine Di¬ rectorſchaft gern, bis wir wieder an Ort und Stelle kommen. Er hofte, dabey zu ſparen, und manche Ausgaben der kleinen Republik oder dem Interimsdirector aufzuwälzen. Nun ging man ſehr lebhaft zu Rath, wie man die Form des neuen Staates aufs Beſte ein¬ richten wolle.
Es iſt ein wanderndes Reich, ſagte Laer¬ tes, wir werden wenigſtens keine Grenzſtrei¬ tigkeiten haben.
Man ſchritt ſogleich zur Sache, und er¬ wählte Wilhelm zum erſten Director. Der Senat ward beſtellt, die Frauen erhielten Sitz und Stimme, man ſchlug Geſetze vor.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0205"n="197"/>
ben. Sie waren ſo von dieſem Gedanken<lb/>
eingenommen, daß ſie wünſchten, ihn gleich<lb/>
ins Werk zu richten.</p><lb/><p>Ich habe nichts dagegen, ſagte Melina,<lb/>
wenn ihr auf der Reiſe einen ſolchen Ver¬<lb/>ſuch machen wollt; ich ſuſpendire meine Di¬<lb/>
rectorſchaft gern, bis wir wieder an Ort und<lb/>
Stelle kommen. Er hofte, dabey zu ſparen,<lb/>
und manche Ausgaben der kleinen Republik<lb/>
oder dem Interimsdirector aufzuwälzen. Nun<lb/>
ging man ſehr lebhaft zu Rath, wie man<lb/>
die Form des neuen Staates aufs Beſte ein¬<lb/>
richten wolle.</p><lb/><p>Es iſt ein wanderndes Reich, ſagte Laer¬<lb/>
tes, wir werden wenigſtens keine Grenzſtrei¬<lb/>
tigkeiten haben.</p><lb/><p>Man ſchritt ſogleich zur Sache, und er¬<lb/>
wählte Wilhelm zum erſten Director. Der<lb/>
Senat ward beſtellt, die Frauen erhielten<lb/>
Sitz und Stimme, man ſchlug Geſetze vor.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[197/0205]
ben. Sie waren ſo von dieſem Gedanken
eingenommen, daß ſie wünſchten, ihn gleich
ins Werk zu richten.
Ich habe nichts dagegen, ſagte Melina,
wenn ihr auf der Reiſe einen ſolchen Ver¬
ſuch machen wollt; ich ſuſpendire meine Di¬
rectorſchaft gern, bis wir wieder an Ort und
Stelle kommen. Er hofte, dabey zu ſparen,
und manche Ausgaben der kleinen Republik
oder dem Interimsdirector aufzuwälzen. Nun
ging man ſehr lebhaft zu Rath, wie man
die Form des neuen Staates aufs Beſte ein¬
richten wolle.
Es iſt ein wanderndes Reich, ſagte Laer¬
tes, wir werden wenigſtens keine Grenzſtrei¬
tigkeiten haben.
Man ſchritt ſogleich zur Sache, und er¬
wählte Wilhelm zum erſten Director. Der
Senat ward beſtellt, die Frauen erhielten
Sitz und Stimme, man ſchlug Geſetze vor.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/205>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.