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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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von Weibern zu befürchten haben, in einem
sehr concentrirten Tranke zu verschlucken gab?
Stellen Sie sich vor: binnen vier und zwan¬
zig Stunden war er Liebhaber, Bräutigam,
Ehmann, Hahnrey, Patient und Wittwer!
Ich wüßte nicht, wie man's einem ärger
machen wollte!

Laertes lief halb lachend, halb verdrie߬
lich zur Stube hinaus, und Philine fing in
ihrer allerliebsten Art die Geschichte zu er¬
zählen an, wie Laertes als ein junger Mensch
von achtzehn Jahren, eben als er bey einer
Theatergesellschaft eingetroffen, ein schönes
vierzehnjähriges Mädchen gefunden, die eben
mit ihrem Vater, der sich mit dem Director
entzweyet, abzureisen Willens gewesen. Er
habe sich aus dem Stegreife sterblich ver¬
liebt, dem Vater alle mögliche Vorstellungen
gethan zu bleiben, und endlich versprochen,
das Mädchen zu heirathen. Nach einigen

von Weibern zu befürchten haben, in einem
ſehr concentrirten Tranke zu verſchlucken gab?
Stellen Sie ſich vor: binnen vier und zwan¬
zig Stunden war er Liebhaber, Bräutigam,
Ehmann, Hahnrey, Patient und Wittwer!
Ich wüßte nicht, wie man’s einem ärger
machen wollte!

Laertes lief halb lachend, halb verdrie߬
lich zur Stube hinaus, und Philine fing in
ihrer allerliebſten Art die Geſchichte zu er¬
zählen an, wie Laertes als ein junger Menſch
von achtzehn Jahren, eben als er bey einer
Theatergeſellſchaft eingetroffen, ein ſchönes
vierzehnjähriges Mädchen gefunden, die eben
mit ihrem Vater, der ſich mit dem Director
entzweyet, abzureiſen Willens geweſen. Er
habe ſich aus dem Stegreife ſterblich ver¬
liebt, dem Vater alle mögliche Vorſtellungen
gethan zu bleiben, und endlich verſprochen,
das Mädchen zu heirathen. Nach einigen

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[207/0215] von Weibern zu befürchten haben, in einem ſehr concentrirten Tranke zu verſchlucken gab? Stellen Sie ſich vor: binnen vier und zwan¬ zig Stunden war er Liebhaber, Bräutigam, Ehmann, Hahnrey, Patient und Wittwer! Ich wüßte nicht, wie man’s einem ärger machen wollte! Laertes lief halb lachend, halb verdrie߬ lich zur Stube hinaus, und Philine fing in ihrer allerliebſten Art die Geſchichte zu er¬ zählen an, wie Laertes als ein junger Menſch von achtzehn Jahren, eben als er bey einer Theatergeſellſchaft eingetroffen, ein ſchönes vierzehnjähriges Mädchen gefunden, die eben mit ihrem Vater, der ſich mit dem Director entzweyet, abzureiſen Willens geweſen. Er habe ſich aus dem Stegreife ſterblich ver¬ liebt, dem Vater alle mögliche Vorſtellungen gethan zu bleiben, und endlich verſprochen, das Mädchen zu heirathen. Nach einigen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/215>, abgerufen am 21.11.2024.