Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Capitel.

Hatte man oft zwischen vier Wänden gute
und fröhliche Stunden zusammen genossen;
so war man natürlich, noch viel aufgeweckter
hier, wo die Freyheit des Himmels und die
Schönheit der Gegend jedes Gemüth zu rei¬
nigen schien. Alle fühlten sich einander nä¬
her, alle wünschten in einem so angenehmen
Aufenthalt ihr ganzes Leben hinzubringen.
Man beneidete die Jäger, Köhler und Holz¬
hauer, Leute, die ihr Beruf an diesen glückli¬
chen Wohnplätzen fest hält; über alles aber
pries man die reizende Wirthschaft eines Zi¬
geunerhaufens. Man beneidete diese wun¬
derlichen Gesellen, die in seeligem Müßig¬
gange alle abentheuerlichen Reize der Natur
zu genießen berechtigt sind; man freute sich,
ihnen einigermaßen ähnlich zu seyn.

Fünftes Capitel.

Hatte man oft zwiſchen vier Wänden gute
und fröhliche Stunden zuſammen genoſſen;
ſo war man natürlich, noch viel aufgeweckter
hier, wo die Freyheit des Himmels und die
Schönheit der Gegend jedes Gemüth zu rei¬
nigen ſchien. Alle fühlten ſich einander nä¬
her, alle wünſchten in einem ſo angenehmen
Aufenthalt ihr ganzes Leben hinzubringen.
Man beneidete die Jäger, Köhler und Holz¬
hauer, Leute, die ihr Beruf an dieſen glückli¬
chen Wohnplätzen feſt hält; über alles aber
pries man die reizende Wirthſchaft eines Zi¬
geunerhaufens. Man beneidete dieſe wun¬
derlichen Geſellen, die in ſeeligem Müßig¬
gange alle abentheuerlichen Reize der Natur
zu genießen berechtigt ſind; man freute ſich,
ihnen einigermaßen ähnlich zu ſeyn.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0225" n="217"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Fünftes Capitel</hi>.<lb/></head>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">H</hi>atte man oft zwi&#x017F;chen vier Wänden gute<lb/>
und fröhliche Stunden zu&#x017F;ammen geno&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
&#x017F;o war man natürlich, noch viel aufgeweckter<lb/>
hier, wo die Freyheit des Himmels und die<lb/>
Schönheit der Gegend jedes Gemüth zu rei¬<lb/>
nigen &#x017F;chien. Alle fühlten &#x017F;ich einander nä¬<lb/>
her, alle wün&#x017F;chten in einem &#x017F;o angenehmen<lb/>
Aufenthalt ihr ganzes Leben hinzubringen.<lb/>
Man beneidete die Jäger, Köhler und Holz¬<lb/>
hauer, Leute, die ihr Beruf an die&#x017F;en glückli¬<lb/>
chen Wohnplätzen fe&#x017F;t hält; über alles aber<lb/>
pries man die reizende Wirth&#x017F;chaft eines Zi¬<lb/>
geunerhaufens. Man beneidete die&#x017F;e wun¬<lb/>
derlichen Ge&#x017F;ellen, die in &#x017F;eeligem Müßig¬<lb/>
gange alle abentheuerlichen Reize der Natur<lb/>
zu genießen berechtigt &#x017F;ind; man freute &#x017F;ich,<lb/>
ihnen einigermaßen ähnlich zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0225] Fünftes Capitel. Hatte man oft zwiſchen vier Wänden gute und fröhliche Stunden zuſammen genoſſen; ſo war man natürlich, noch viel aufgeweckter hier, wo die Freyheit des Himmels und die Schönheit der Gegend jedes Gemüth zu rei¬ nigen ſchien. Alle fühlten ſich einander nä¬ her, alle wünſchten in einem ſo angenehmen Aufenthalt ihr ganzes Leben hinzubringen. Man beneidete die Jäger, Köhler und Holz¬ hauer, Leute, die ihr Beruf an dieſen glückli¬ chen Wohnplätzen feſt hält; über alles aber pries man die reizende Wirthſchaft eines Zi¬ geunerhaufens. Man beneidete dieſe wun¬ derlichen Geſellen, die in ſeeligem Müßig¬ gange alle abentheuerlichen Reize der Natur zu genießen berechtigt ſind; man freute ſich, ihnen einigermaßen ähnlich zu ſeyn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/225
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/225>, abgerufen am 24.11.2024.