derholt, niemals schönere Augenblicke erlebt zu haben.
Nicht lange hatte das Vergnügen zuge¬ nommen, als bey den jungen Leuten die Thätigkeit erwachte. Wilhelm und Laertes griffen zu den Rappieren, und fingen die߬ mal in theatralischer Absicht ihre Übungen an. Sie wollten den Zweykampf darstellen, in welchem Hamlet und sein Gegner ein so tragisches Ende nehmen. Beide Freunde waren überzeugt, daß man in dieser wichti¬ gen Scene nicht, wie es wohl auf Theatern zu geschehen pflegt, nur ungeschickt hin und wieder stoßen dürfe; sie hofften ein Muster darzustellen, wie man, bey der Aufführung, auch dem Kenner der Fechtkunst ein würdi¬ ges Schauspiel zu geben habe. Man schloß einen Kreis um sie her; beide fochten mit Eifer und Einsicht, das Interesse der Zu¬ schauer wuchs mit jedem Gange.
derholt, niemals ſchönere Augenblicke erlebt zu haben.
Nicht lange hatte das Vergnügen zuge¬ nommen, als bey den jungen Leuten die Thätigkeit erwachte. Wilhelm und Laertes griffen zu den Rappieren, und fingen die߬ mal in theatraliſcher Abſicht ihre Übungen an. Sie wollten den Zweykampf darſtellen, in welchem Hamlet und ſein Gegner ein ſo tragiſches Ende nehmen. Beide Freunde waren überzeugt, daß man in dieſer wichti¬ gen Scene nicht, wie es wohl auf Theatern zu geſchehen pflegt, nur ungeſchickt hin und wieder ſtoßen dürfe; ſie hofften ein Muſter darzuſtellen, wie man, bey der Aufführung, auch dem Kenner der Fechtkunſt ein würdi¬ ges Schauſpiel zu geben habe. Man ſchloß einen Kreis um ſie her; beide fochten mit Eifer und Einſicht, das Intereſſe der Zu¬ ſchauer wuchs mit jedem Gange.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0227"n="219"/>
derholt, niemals ſchönere Augenblicke erlebt<lb/>
zu haben.</p><lb/><p>Nicht lange hatte das Vergnügen zuge¬<lb/>
nommen, als bey den jungen Leuten die<lb/>
Thätigkeit erwachte. Wilhelm und Laertes<lb/>
griffen zu den Rappieren, und fingen die߬<lb/>
mal in theatraliſcher Abſicht ihre Übungen<lb/>
an. Sie wollten den Zweykampf darſtellen,<lb/>
in welchem Hamlet und ſein Gegner ein ſo<lb/>
tragiſches Ende nehmen. Beide Freunde<lb/>
waren überzeugt, daß man in dieſer wichti¬<lb/>
gen Scene nicht, wie es wohl auf Theatern<lb/>
zu geſchehen pflegt, nur ungeſchickt hin und<lb/>
wieder ſtoßen dürfe; ſie hofften ein Muſter<lb/>
darzuſtellen, wie man, bey der Aufführung,<lb/>
auch dem Kenner der Fechtkunſt ein würdi¬<lb/>
ges Schauſpiel zu geben habe. Man ſchloß<lb/>
einen Kreis um ſie her; beide fochten mit<lb/>
Eifer und Einſicht, das Intereſſe der Zu¬<lb/>ſchauer wuchs mit jedem Gange.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[219/0227]
derholt, niemals ſchönere Augenblicke erlebt
zu haben.
Nicht lange hatte das Vergnügen zuge¬
nommen, als bey den jungen Leuten die
Thätigkeit erwachte. Wilhelm und Laertes
griffen zu den Rappieren, und fingen die߬
mal in theatraliſcher Abſicht ihre Übungen
an. Sie wollten den Zweykampf darſtellen,
in welchem Hamlet und ſein Gegner ein ſo
tragiſches Ende nehmen. Beide Freunde
waren überzeugt, daß man in dieſer wichti¬
gen Scene nicht, wie es wohl auf Theatern
zu geſchehen pflegt, nur ungeſchickt hin und
wieder ſtoßen dürfe; ſie hofften ein Muſter
darzuſtellen, wie man, bey der Aufführung,
auch dem Kenner der Fechtkunſt ein würdi¬
ges Schauſpiel zu geben habe. Man ſchloß
einen Kreis um ſie her; beide fochten mit
Eifer und Einſicht, das Intereſſe der Zu¬
ſchauer wuchs mit jedem Gange.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/227>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.