thigen Gebährden sich neigte und der Dame den Rock küßte.
Der Graf, der noch einige Personen um¬ her stehen sah, die sich gleichfalls für Schau¬ spieler ausgaben, erkundigte sich nach der Stärke der Gesellschaft, nach dem letzten Orte ihres Auffenthalts und ihrem Director. Wenn es Franzosen wären, sagte er zu sei¬ ner Gemahlin, könnten wir dem Prinzen eine unerwartete Freude machen, und ihm bey uns seine Lieblingsunterhaltung ver¬ schaffen.
Es käme darauf an, versetzte die Gräfin: ob wir nicht diese Leute, wenn sie schon un¬ glücklicherweise nur Deutsche sind, auf dem Schloß, so lange der Fürst bey uns bleibt, spielen ließen. Sie haben doch wohl einige Geschicklichkeit. Eine große Societät läßt sich am besten durch ein Theater unterhalten, und der Baron würde sie schon zustutzen.
Un¬
thigen Gebährden ſich neigte und der Dame den Rock küßte.
Der Graf, der noch einige Perſonen um¬ her ſtehen ſah, die ſich gleichfalls für Schau¬ ſpieler ausgaben, erkundigte ſich nach der Stärke der Geſellſchaft, nach dem letzten Orte ihres Auffenthalts und ihrem Director. Wenn es Franzoſen wären, ſagte er zu ſei¬ ner Gemahlin, könnten wir dem Prinzen eine unerwartete Freude machen, und ihm bey uns ſeine Lieblingsunterhaltung ver¬ ſchaffen.
Es käme darauf an, verſetzte die Gräfin: ob wir nicht dieſe Leute, wenn ſie ſchon un¬ glücklicherweiſe nur Deutſche ſind, auf dem Schloß, ſo lange der Fürſt bey uns bleibt, ſpielen ließen. Sie haben doch wohl einige Geſchicklichkeit. Eine große Societät läßt ſich am beſten durch ein Theater unterhalten, und der Baron würde ſie ſchon zuſtutzen.
Un¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0024"n="16"/>
thigen Gebährden ſich neigte und der Dame<lb/>
den Rock küßte.</p><lb/><p>Der Graf, der noch einige Perſonen um¬<lb/>
her ſtehen ſah, die ſich gleichfalls für Schau¬<lb/>ſpieler ausgaben, erkundigte ſich nach der<lb/>
Stärke der Geſellſchaft, nach dem letzten<lb/>
Orte ihres Auffenthalts und ihrem Director.<lb/>
Wenn es Franzoſen wären, ſagte er zu ſei¬<lb/>
ner Gemahlin, könnten wir dem Prinzen<lb/>
eine unerwartete Freude machen, und ihm<lb/>
bey uns ſeine Lieblingsunterhaltung ver¬<lb/>ſchaffen.</p><lb/><p>Es käme darauf an, verſetzte die Gräfin:<lb/>
ob wir nicht dieſe Leute, wenn ſie ſchon un¬<lb/>
glücklicherweiſe nur Deutſche ſind, auf dem<lb/>
Schloß, ſo lange der Fürſt bey uns bleibt,<lb/>ſpielen ließen. Sie haben doch wohl einige<lb/>
Geſchicklichkeit. Eine große Societät läßt<lb/>ſich am beſten durch ein Theater unterhalten,<lb/>
und der Baron würde ſie ſchon zuſtutzen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Un¬<lb/></fw></div></div></div></body></text></TEI>
[16/0024]
thigen Gebährden ſich neigte und der Dame
den Rock küßte.
Der Graf, der noch einige Perſonen um¬
her ſtehen ſah, die ſich gleichfalls für Schau¬
ſpieler ausgaben, erkundigte ſich nach der
Stärke der Geſellſchaft, nach dem letzten
Orte ihres Auffenthalts und ihrem Director.
Wenn es Franzoſen wären, ſagte er zu ſei¬
ner Gemahlin, könnten wir dem Prinzen
eine unerwartete Freude machen, und ihm
bey uns ſeine Lieblingsunterhaltung ver¬
ſchaffen.
Es käme darauf an, verſetzte die Gräfin:
ob wir nicht dieſe Leute, wenn ſie ſchon un¬
glücklicherweiſe nur Deutſche ſind, auf dem
Schloß, ſo lange der Fürſt bey uns bleibt,
ſpielen ließen. Sie haben doch wohl einige
Geſchicklichkeit. Eine große Societät läßt
ſich am beſten durch ein Theater unterhalten,
und der Baron würde ſie ſchon zuſtutzen.
Un¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/24>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.