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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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müsse, welchen Ausspruch dieser in der grö߬
ten Devotion aufnahm.

Der Graf bemerkte darauf einem jeden,
worauf er besonders zu studiren, was er an
seiner Figur und Stellung zu bessern habe,
zeigte ihnen einleuchtend, woran es den
Deutschen immer fehle, und ließ so außeror¬
dentliche Kenntnisse sehen, daß alle in der
größten Demuth vor so einem erleuchteten
Kenner und erlauchten Beschützer standen,
und kaum Athem zu holen sich getrauten.

Wer ist der Mensch dort in der Ecke?
fragte der Graf, indem er nach einem Sub¬
jecte sah, das ihm noch nicht vorgestellt wor¬
den war, und eine hagre Figur nahte sich
in einem abgetragenen, auf dem Ellbogen
mit Fleckchen besetzten, Rocke; eine kümmer¬
liche Perücke bedeckte das Haupt des demü¬
thigen Klienten.

Dieser Mensch, den wir schon aus dem

müſſe, welchen Ausſpruch dieſer in der grö߬
ten Devotion aufnahm.

Der Graf bemerkte darauf einem jeden,
worauf er beſonders zu ſtudiren, was er an
ſeiner Figur und Stellung zu beſſern habe,
zeigte ihnen einleuchtend, woran es den
Deutſchen immer fehle, und ließ ſo außeror¬
dentliche Kenntniſſe ſehen, daß alle in der
größten Demuth vor ſo einem erleuchteten
Kenner und erlauchten Beſchützer ſtanden,
und kaum Athem zu holen ſich getrauten.

Wer iſt der Menſch dort in der Ecke?
fragte der Graf, indem er nach einem Sub¬
jecte ſah, das ihm noch nicht vorgeſtellt wor¬
den war, und eine hagre Figur nahte ſich
in einem abgetragenen, auf dem Ellbogen
mit Fleckchen beſetzten, Rocke; eine kümmer¬
liche Perücke bedeckte das Haupt des demü¬
thigen Klienten.

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[18/0026] müſſe, welchen Ausſpruch dieſer in der grö߬ ten Devotion aufnahm. Der Graf bemerkte darauf einem jeden, worauf er beſonders zu ſtudiren, was er an ſeiner Figur und Stellung zu beſſern habe, zeigte ihnen einleuchtend, woran es den Deutſchen immer fehle, und ließ ſo außeror¬ dentliche Kenntniſſe ſehen, daß alle in der größten Demuth vor ſo einem erleuchteten Kenner und erlauchten Beſchützer ſtanden, und kaum Athem zu holen ſich getrauten. Wer iſt der Menſch dort in der Ecke? fragte der Graf, indem er nach einem Sub¬ jecte ſah, das ihm noch nicht vorgeſtellt wor¬ den war, und eine hagre Figur nahte ſich in einem abgetragenen, auf dem Ellbogen mit Fleckchen beſetzten, Rocke; eine kümmer¬ liche Perücke bedeckte das Haupt des demü¬ thigen Klienten. Dieſer Menſch, den wir ſchon aus dem

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/26>, abgerufen am 21.11.2024.