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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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ihr Bild nur allzugern wieder ins Gedächt¬
niß. Aber nun trat die Gestalt der edlen
Amazone gleich dazwischen, eine Erscheinung
verwandelte sich in die andere, ohne daß er
im Stande gewesen wäre, diese oder jene fest
zu halten.

Wie wunderbar mußte ihm daher die
Ähnlichkeit ihrer Handschriften seyn! denn er
verwahrte ein reizendes Lied von der Hand
der Gräfin in seiner Schreibtafel, und in
dem Überrocke hatte er ein Zettelchen gefun¬
den, worin man sich mit viel zärtlicher Sorg¬
falt nach dem Befinden eines Oheims erkun¬
digte.

Wilhelm war überzeugt, daß seine Rette¬
rin dieses Billet geschrieben; daß es auf der
Reise in einem Wirthshause aus einem Zim¬
mer in das andere geschickt und von dem
Oheim in die Tasche gesteckt worden sey. Er
hielt beide Handschriften gegen einander, und

ihr Bild nur allzugern wieder ins Gedächt¬
niß. Aber nun trat die Geſtalt der edlen
Amazone gleich dazwiſchen, eine Erſcheinung
verwandelte ſich in die andere, ohne daß er
im Stande geweſen wäre, dieſe oder jene feſt
zu halten.

Wie wunderbar mußte ihm daher die
Ähnlichkeit ihrer Handſchriften ſeyn! denn er
verwahrte ein reizendes Lied von der Hand
der Gräfin in ſeiner Schreibtafel, und in
dem Überrocke hatte er ein Zettelchen gefun¬
den, worin man ſich mit viel zärtlicher Sorg¬
falt nach dem Befinden eines Oheims erkun¬
digte.

Wilhelm war überzeugt, daß ſeine Rette¬
rin dieſes Billet geſchrieben; daß es auf der
Reiſe in einem Wirthshauſe aus einem Zim¬
mer in das andere geſchickt und von dem
Oheim in die Taſche geſteckt worden ſey. Er
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[264/0272] ihr Bild nur allzugern wieder ins Gedächt¬ niß. Aber nun trat die Geſtalt der edlen Amazone gleich dazwiſchen, eine Erſcheinung verwandelte ſich in die andere, ohne daß er im Stande geweſen wäre, dieſe oder jene feſt zu halten. Wie wunderbar mußte ihm daher die Ähnlichkeit ihrer Handſchriften ſeyn! denn er verwahrte ein reizendes Lied von der Hand der Gräfin in ſeiner Schreibtafel, und in dem Überrocke hatte er ein Zettelchen gefun¬ den, worin man ſich mit viel zärtlicher Sorg¬ falt nach dem Befinden eines Oheims erkun¬ digte. Wilhelm war überzeugt, daß ſeine Rette¬ rin dieſes Billet geſchrieben; daß es auf der Reiſe in einem Wirthshauſe aus einem Zim¬ mer in das andere geſchickt und von dem Oheim in die Taſche geſteckt worden ſey. Er hielt beide Handſchriften gegen einander, und

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/272>, abgerufen am 22.11.2024.