leidlich ab. In dem großen lebhaften und beschäftigten Comtoir hatte man kaum Zeit, seine Briefe aufzusuchen, seines längern Aus¬ senbleibens ward nur im Vorbeygehn ge¬ dacht. Und als er die Briefe seines Vaters und seines Freundes Werner eröffnete, fand er sie sämmtlich sehr leidlichen Inhalts. Der Alte, in Hoffnung eines weitläuftigen Jour¬ nals, dessen Führung er dem Sohne beym Abschiede sorgfältig empfohlen, und wozu er ihm ein tabellarisches Schema mitgegeben, schien über das Stillschweigen der ersten Zeit ziemlich beruhigt, so wie er sich nur über das Räthselhafte des ersten und einzigen vom Schlosse des Grafen noch abgesandten Brie¬ fes beschwerte. Werner scherzte nur auf sei¬ ne Art, erzählte lustige Stadtgeschichten, und bat sich Nachricht von Freunden und Be¬ kannten aus, die Wilhelm nunmehr in der großen Handelsstadt häufig würde kennen
leidlich ab. In dem großen lebhaften und beſchäftigten Comtoir hatte man kaum Zeit, ſeine Briefe aufzuſuchen, ſeines längern Auſ¬ ſenbleibens ward nur im Vorbeygehn ge¬ dacht. Und als er die Briefe ſeines Vaters und ſeines Freundes Werner eröffnete, fand er ſie ſämmtlich ſehr leidlichen Inhalts. Der Alte, in Hoffnung eines weitläuftigen Jour¬ nals, deſſen Führung er dem Sohne beym Abſchiede ſorgfältig empfohlen, und wozu er ihm ein tabellariſches Schema mitgegeben, ſchien über das Stillſchweigen der erſten Zeit ziemlich beruhigt, ſo wie er ſich nur über das Räthſelhafte des erſten und einzigen vom Schloſſe des Grafen noch abgeſandten Brie¬ fes beſchwerte. Werner ſcherzte nur auf ſei¬ ne Art, erzählte luſtige Stadtgeſchichten, und bat ſich Nachricht von Freunden und Be¬ kannten aus, die Wilhelm nunmehr in der großen Handelsſtadt häufig würde kennen
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leidlich ab. In dem großen lebhaften und
beſchäftigten Comtoir hatte man kaum Zeit,
ſeine Briefe aufzuſuchen, ſeines längern Auſ¬
ſenbleibens ward nur im Vorbeygehn ge¬
dacht. Und als er die Briefe ſeines Vaters
und ſeines Freundes Werner eröffnete, fand
er ſie ſämmtlich ſehr leidlichen Inhalts. Der
Alte, in Hoffnung eines weitläuftigen Jour¬
nals, deſſen Führung er dem Sohne beym
Abſchiede ſorgfältig empfohlen, und wozu er
ihm ein tabellariſches Schema mitgegeben,
ſchien über das Stillſchweigen der erſten Zeit
ziemlich beruhigt, ſo wie er ſich nur über
das Räthſelhafte des erſten und einzigen vom
Schloſſe des Grafen noch abgeſandten Brie¬
fes beſchwerte. Werner ſcherzte nur auf ſei¬
ne Art, erzählte luſtige Stadtgeſchichten, und
bat ſich Nachricht von Freunden und Be¬
kannten aus, die Wilhelm nunmehr in der
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/343>, abgerufen am 24.11.2024.
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