verfolgter Mann, der aber denn doch zuletzt den Sieg über seine Feinde davon trug, über welche sodann die strengste poetische Gerech¬ tigkeit ausgeübt worden wäre, wenn er ihnen nicht auf der Stelle verziehen hätte.
Indem dieses Stück vorgetragen wurde, hatte jeder Zuhörer Raum genug an sich selbst zu denken, und ganz sachte aus der Demuth, zu der er sich noch vor kurzem ge¬ neigt fühlte, zu einer glücklichen Selbstgefäl¬ ligkeit empor zu steigen, und von da aus die anmuthigsten Aussichten in die Zukunft zu überschauen. Diejenigen, die keine ihnen angemessene Rolle in dem Stück fanden, er¬ klärten es bey sich für schlecht, und hielten den Baron für einen unglücklichen Autor, dagegen die andern eine Stelle, bey der sie beklatscht zu werden hoften, mit dem grö߬ ten Lobe zur möglichsten Zufriedenheit des Verfassers verfolgten.
verfolgter Mann, der aber denn doch zuletzt den Sieg über ſeine Feinde davon trug, über welche ſodann die ſtrengſte poetiſche Gerech¬ tigkeit ausgeübt worden wäre, wenn er ihnen nicht auf der Stelle verziehen hätte.
Indem dieſes Stück vorgetragen wurde, hatte jeder Zuhörer Raum genug an ſich ſelbſt zu denken, und ganz ſachte aus der Demuth, zu der er ſich noch vor kurzem ge¬ neigt fühlte, zu einer glücklichen Selbſtgefäl¬ ligkeit empor zu ſteigen, und von da aus die anmuthigſten Ausſichten in die Zukunft zu überſchauen. Diejenigen, die keine ihnen angemeſſene Rolle in dem Stück fanden, er¬ klärten es bey ſich für ſchlecht, und hielten den Baron für einen unglücklichen Autor, dagegen die andern eine Stelle, bey der ſie beklatſcht zu werden hoften, mit dem grö߬ ten Lobe zur möglichſten Zufriedenheit des Verfaſſers verfolgten.
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[28/0036]
verfolgter Mann, der aber denn doch zuletzt
den Sieg über ſeine Feinde davon trug, über
welche ſodann die ſtrengſte poetiſche Gerech¬
tigkeit ausgeübt worden wäre, wenn er ihnen
nicht auf der Stelle verziehen hätte.
Indem dieſes Stück vorgetragen wurde,
hatte jeder Zuhörer Raum genug an ſich
ſelbſt zu denken, und ganz ſachte aus der
Demuth, zu der er ſich noch vor kurzem ge¬
neigt fühlte, zu einer glücklichen Selbſtgefäl¬
ligkeit empor zu ſteigen, und von da aus
die anmuthigſten Ausſichten in die Zukunft
zu überſchauen. Diejenigen, die keine ihnen
angemeſſene Rolle in dem Stück fanden, er¬
klärten es bey ſich für ſchlecht, und hielten
den Baron für einen unglücklichen Autor,
dagegen die andern eine Stelle, bey der ſie
beklatſcht zu werden hoften, mit dem grö߬
ten Lobe zur möglichſten Zufriedenheit des
Verfaſſers verfolgten.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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