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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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macht einen weit größern Eindruck. Der
Beyfall wird lauter, und ich denke: wüßtet
ihr, was euch entzückt! die dunkeln, heftigen,
unbestimmten Anklänge rühren euch, zwingen
euch Bewundrung ab, und ihr fühlt nicht,
daß es die Schmerzenstöne der Unglücklichen
sind, der ihr euer Wohlwollen geschenkt habt.

Heute früh hab' ich gelernt, jetzt wieder¬
holt und versucht. Ich bin müde, zerbrochen,
und morgen geht es wieder von vorn an.
Morgen Abend soll gespielt werden; so
schlepp' ich mich hin und her, es ist mir
langweilig aufzustehen, und verdrießlich zu
Bette zu gehen. Alles macht einen ewigen
Zirkel in mir. Dann treten die leidigen Trö¬
stungen vor mir auf, dann werf ich sie weg,
und verwünsche sie. Ich will mich nicht er¬
geben, nicht der Nothwendigkeit ergeben --
warum soll das nothwendig seyn, was mich
zu Grunde richtet? Könnte es nicht auch

macht einen weit größern Eindruck. Der
Beyfall wird lauter, und ich denke: wüßtet
ihr, was euch entzückt! die dunkeln, heftigen,
unbeſtimmten Anklänge rühren euch, zwingen
euch Bewundrung ab, und ihr fühlt nicht,
daß es die Schmerzenstöne der Unglücklichen
ſind, der ihr euer Wohlwollen geſchenkt habt.

Heute früh hab’ ich gelernt, jetzt wieder¬
holt und verſucht. Ich bin müde, zerbrochen,
und morgen geht es wieder von vorn an.
Morgen Abend ſoll geſpielt werden; ſo
ſchlepp’ ich mich hin und her, es iſt mir
langweilig aufzuſtehen, und verdrießlich zu
Bette zu gehen. Alles macht einen ewigen
Zirkel in mir. Dann treten die leidigen Trö¬
ſtungen vor mir auf, dann werf ich ſie weg,
und verwünſche ſie. Ich will mich nicht er¬
geben, nicht der Nothwendigkeit ergeben —
warum ſoll das nothwendig ſeyn, was mich
zu Grunde richtet? Könnte es nicht auch

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[366/0375] macht einen weit größern Eindruck. Der Beyfall wird lauter, und ich denke: wüßtet ihr, was euch entzückt! die dunkeln, heftigen, unbeſtimmten Anklänge rühren euch, zwingen euch Bewundrung ab, und ihr fühlt nicht, daß es die Schmerzenstöne der Unglücklichen ſind, der ihr euer Wohlwollen geſchenkt habt. Heute früh hab’ ich gelernt, jetzt wieder¬ holt und verſucht. Ich bin müde, zerbrochen, und morgen geht es wieder von vorn an. Morgen Abend ſoll geſpielt werden; ſo ſchlepp’ ich mich hin und her, es iſt mir langweilig aufzuſtehen, und verdrießlich zu Bette zu gehen. Alles macht einen ewigen Zirkel in mir. Dann treten die leidigen Trö¬ ſtungen vor mir auf, dann werf ich ſie weg, und verwünſche ſie. Ich will mich nicht er¬ geben, nicht der Nothwendigkeit ergeben — warum ſoll das nothwendig ſeyn, was mich zu Grunde richtet? Könnte es nicht auch

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/375>, abgerufen am 21.11.2024.