seyn, wenn er bey einem so geringen Perso¬ nal die Schauspieler willig fand, sich nach Möglichkeit in diese oder jene Rollen zu schicken. Doch übernahm gewöhnlich Laertes die Liebhaber, Philine die Kammermädchen, die beiden jungen Frauenzimmer theilten sich in die naiven und zärtlichen Liebhaberinnen, der alte Polterer ward am besten gespielt, Melina selbst glaubte als Chevalier auftre¬ ten zu dürfen, Madam Melina mußte, zu ihrem größten Verdruß, in das Fach der jungen Frauen, ja sogar der zärtlichen Müt¬ ter übergehen, und weil in den neuern Stük¬ ken nicht leicht mehr ein Pedant oder Poet, wenn er auch vorkommen sollte, lächerlich gemacht wird; so mußte der bekannte Günst¬ ling des Grafen nunmehr die Präsidenten und Minister spielen, weil diese gewöhnlich als Bösewichter vorgestellt und im fünften Akte übel behandelt werden. Eben so steckte
ſeyn, wenn er bey einem ſo geringen Perſo¬ nal die Schauſpieler willig fand, ſich nach Möglichkeit in dieſe oder jene Rollen zu ſchicken. Doch übernahm gewöhnlich Laertes die Liebhaber, Philine die Kammermädchen, die beiden jungen Frauenzimmer theilten ſich in die naiven und zärtlichen Liebhaberinnen, der alte Polterer ward am beſten geſpielt, Melina ſelbſt glaubte als Chevalier auftre¬ ten zu dürfen, Madam Melina mußte, zu ihrem größten Verdruß, in das Fach der jungen Frauen, ja ſogar der zärtlichen Müt¬ ter übergehen, und weil in den neuern Stük¬ ken nicht leicht mehr ein Pedant oder Poet, wenn er auch vorkommen ſollte, lächerlich gemacht wird; ſo mußte der bekannte Günſt¬ ling des Grafen nunmehr die Präſidenten und Miniſter ſpielen, weil dieſe gewöhnlich als Böſewichter vorgeſtellt und im fünften Akte übel behandelt werden. Eben ſo ſteckte
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ſeyn, wenn er bey einem ſo geringen Perſo¬
nal die Schauſpieler willig fand, ſich nach
Möglichkeit in dieſe oder jene Rollen zu
ſchicken. Doch übernahm gewöhnlich Laertes
die Liebhaber, Philine die Kammermädchen,
die beiden jungen Frauenzimmer theilten ſich
in die naiven und zärtlichen Liebhaberinnen,
der alte Polterer ward am beſten geſpielt,
Melina ſelbſt glaubte als Chevalier auftre¬
ten zu dürfen, Madam Melina mußte, zu
ihrem größten Verdruß, in das Fach der
jungen Frauen, ja ſogar der zärtlichen Müt¬
ter übergehen, und weil in den neuern Stük¬
ken nicht leicht mehr ein Pedant oder Poet,
wenn er auch vorkommen ſollte, lächerlich
gemacht wird; ſo mußte der bekannte Günſt¬
ling des Grafen nunmehr die Präſidenten
und Miniſter ſpielen, weil dieſe gewöhnlich
als Böſewichter vorgeſtellt und im fünften
Akte übel behandelt werden. Eben ſo ſteckte
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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