Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Capitel.

Der Baron hatte Wilhelmen einige Tage
mit der Hoffnung hingehalten, daß er der
Gräfin noch besonders vorgestellt werden
sollte. -- Ich habe, sagte er, dieser vortreff¬
lichen Dame so viel von Ihren geistreichen
und empfindungsvollen Stücken erzählt, daß
sie nicht erwarten kann, Sie zu sprechen und
sich ein und das andere vorlesen zu lassen.
Halten Sie sich ja gefaßt auf den ersten
Wink hinüber zu kommen, denn bey dem
nächsten ruhigen Morgen werden Sie gewiß
gerufen werden. Er bezeichnete ihm darauf
das Nachspiel, welches er zuerst vorlesen
sollte, wodurch er sich ganz besonders em¬
pfehlen würde. Die Dame bedaure gar sehr,
daß er zu einer solchen unruhigen Zeit ein¬

Fünftes Capitel.

Der Baron hatte Wilhelmen einige Tage
mit der Hoffnung hingehalten, daß er der
Gräfin noch beſonders vorgeſtellt werden
ſollte. — Ich habe, ſagte er, dieſer vortreff¬
lichen Dame ſo viel von Ihren geiſtreichen
und empfindungsvollen Stücken erzählt, daß
ſie nicht erwarten kann, Sie zu ſprechen und
ſich ein und das andere vorleſen zu laſſen.
Halten Sie ſich ja gefaßt auf den erſten
Wink hinüber zu kommen, denn bey dem
nächſten ruhigen Morgen werden Sie gewiß
gerufen werden. Er bezeichnete ihm darauf
das Nachſpiel, welches er zuerſt vorleſen
ſollte, wodurch er ſich ganz beſonders em¬
pfehlen würde. Die Dame bedaure gar ſehr,
daß er zu einer ſolchen unruhigen Zeit ein¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0066" n="58"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Fünftes Capitel</hi>.<lb/></head>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>er Baron hatte Wilhelmen einige Tage<lb/>
mit der Hoffnung hingehalten, daß er der<lb/>
Gräfin noch be&#x017F;onders vorge&#x017F;tellt werden<lb/>
&#x017F;ollte. &#x2014; Ich habe, &#x017F;agte er, die&#x017F;er vortreff¬<lb/>
lichen Dame &#x017F;o viel von Ihren gei&#x017F;treichen<lb/>
und empfindungsvollen Stücken erzählt, daß<lb/>
&#x017F;ie nicht erwarten kann, Sie zu &#x017F;prechen und<lb/>
&#x017F;ich ein und das andere vorle&#x017F;en zu la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Halten Sie &#x017F;ich ja gefaßt auf den er&#x017F;ten<lb/>
Wink hinüber zu kommen, denn bey dem<lb/>
näch&#x017F;ten ruhigen Morgen werden Sie gewiß<lb/>
gerufen werden. Er bezeichnete ihm darauf<lb/>
das Nach&#x017F;piel, welches er zuer&#x017F;t vorle&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ollte, wodurch er &#x017F;ich ganz be&#x017F;onders em¬<lb/>
pfehlen würde. Die Dame bedaure gar &#x017F;ehr,<lb/>
daß er zu einer &#x017F;olchen unruhigen Zeit ein¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0066] Fünftes Capitel. Der Baron hatte Wilhelmen einige Tage mit der Hoffnung hingehalten, daß er der Gräfin noch beſonders vorgeſtellt werden ſollte. — Ich habe, ſagte er, dieſer vortreff¬ lichen Dame ſo viel von Ihren geiſtreichen und empfindungsvollen Stücken erzählt, daß ſie nicht erwarten kann, Sie zu ſprechen und ſich ein und das andere vorleſen zu laſſen. Halten Sie ſich ja gefaßt auf den erſten Wink hinüber zu kommen, denn bey dem nächſten ruhigen Morgen werden Sie gewiß gerufen werden. Er bezeichnete ihm darauf das Nachſpiel, welches er zuerſt vorleſen ſollte, wodurch er ſich ganz beſonders em¬ pfehlen würde. Die Dame bedaure gar ſehr, daß er zu einer ſolchen unruhigen Zeit ein¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/66
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/66>, abgerufen am 21.11.2024.