Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.gut genug lesen. Wenn man sichs einbilden Auf diese Weise konnte sie stundenlang Überhaupt ist es leider der Fall, daß al¬ gut genug leſen. Wenn man ſichs einbilden Auf dieſe Weiſe konnte ſie ſtundenlang Überhaupt iſt es leider der Fall, daß al¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0173" n="167"/> gut genug leſen. Wenn man ſichs einbilden<lb/> wollte, klangen ſie warm und ſelbſt leiden¬<lb/> ſchaftlich; doch genau beſehen waren es<lb/> Phraſen, vermaledeyte Phraſen! Er hat mir<lb/> alle Freude an der ganzen Sprache, an der<lb/> franzöſiſchen Litteratur, ſelbſt an dem ſchö¬<lb/> nen und köſtlichen Ausdruck edler Seelen in<lb/> dieſer Mundart verdorben; mich ſchaudert<lb/> wenn ich ein franzöſiſches Wort höre!</p><lb/> <p>Auf dieſe Weiſe konnte ſie ſtundenlang<lb/> fortfahren ihren Unmuth zu zeigen, und jede<lb/> andere Unterhaltung zu unterbrechen oder<lb/> zu verſtimmen. Serlo machte früher oder<lb/> ſpäter ihren launigen Äußerungen mit eini¬<lb/> ger Bitterkeit ein Ende; aber gewöhnlich<lb/> war für dieſen Abend das Geſpräch zerſtört.<lb/></p> <p>Überhaupt iſt es leider der Fall, daß al¬<lb/> les was durch mehrere zuſammentreffende<lb/> Menſchen und Umſtände hervorgebracht wer¬<lb/> den ſoll, keine lange Zeit ſich vollkommen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167/0173]
gut genug leſen. Wenn man ſichs einbilden
wollte, klangen ſie warm und ſelbſt leiden¬
ſchaftlich; doch genau beſehen waren es
Phraſen, vermaledeyte Phraſen! Er hat mir
alle Freude an der ganzen Sprache, an der
franzöſiſchen Litteratur, ſelbſt an dem ſchö¬
nen und köſtlichen Ausdruck edler Seelen in
dieſer Mundart verdorben; mich ſchaudert
wenn ich ein franzöſiſches Wort höre!
Auf dieſe Weiſe konnte ſie ſtundenlang
fortfahren ihren Unmuth zu zeigen, und jede
andere Unterhaltung zu unterbrechen oder
zu verſtimmen. Serlo machte früher oder
ſpäter ihren launigen Äußerungen mit eini¬
ger Bitterkeit ein Ende; aber gewöhnlich
war für dieſen Abend das Geſpräch zerſtört.
Überhaupt iſt es leider der Fall, daß al¬
les was durch mehrere zuſammentreffende
Menſchen und Umſtände hervorgebracht wer¬
den ſoll, keine lange Zeit ſich vollkommen
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