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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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ger, ein treues und fleißiges Werkzeug zu
finden. Schon hatte er ihm nach und nach
den größten Theil der Besorgung unmerklich
übertragen, Aurelie führte die Casse, und
Serlo lebte wieder wie in früheren Zeiten
ganz nach seinem Sinne. Doch war etwas,
was sowohl ihm als seine Schwester heim¬
lich kränkte.

Das Publikum hat eine eigene Art, gegen
öffentliche Menschen von anerkannten Ver¬
dienste zu verfahren; es fängt nach und nach
an gleichgültig gegen sie zu werden, und be¬
günstigt viel geringere aber neu erscheinende
Talente, es macht an jene übertriebene For¬
derungen, und läßt sich von diesen alles ge¬
fallen.

Serlo und Aurelie hatten Gelegenheit
genug hierüber Betrachtungen anzustellen.
Die neuen Ankömmlinge, besonders die jun¬
gen und wohlgebildeten, hatten alle Auf¬

ger, ein treues und fleißiges Werkzeug zu
finden. Schon hatte er ihm nach und nach
den größten Theil der Beſorgung unmerklich
übertragen, Aurelie führte die Caſſe, und
Serlo lebte wieder wie in früheren Zeiten
ganz nach ſeinem Sinne. Doch war etwas,
was ſowohl ihm als ſeine Schweſter heim¬
lich kränkte.

Das Publikum hat eine eigene Art, gegen
öffentliche Menſchen von anerkannten Ver¬
dienſte zu verfahren; es fängt nach und nach
an gleichgültig gegen ſie zu werden, und be¬
günſtigt viel geringere aber neu erſcheinende
Talente, es macht an jene übertriebene For¬
derungen, und läßt ſich von dieſen alles ge¬
fallen.

Serlo und Aurelie hatten Gelegenheit
genug hierüber Betrachtungen anzuſtellen.
Die neuen Ankömmlinge, beſonders die jun¬
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[172/0178] ger, ein treues und fleißiges Werkzeug zu finden. Schon hatte er ihm nach und nach den größten Theil der Beſorgung unmerklich übertragen, Aurelie führte die Caſſe, und Serlo lebte wieder wie in früheren Zeiten ganz nach ſeinem Sinne. Doch war etwas, was ſowohl ihm als ſeine Schweſter heim¬ lich kränkte. Das Publikum hat eine eigene Art, gegen öffentliche Menſchen von anerkannten Ver¬ dienſte zu verfahren; es fängt nach und nach an gleichgültig gegen ſie zu werden, und be¬ günſtigt viel geringere aber neu erſcheinende Talente, es macht an jene übertriebene For¬ derungen, und läßt ſich von dieſen alles ge¬ fallen. Serlo und Aurelie hatten Gelegenheit genug hierüber Betrachtungen anzuſtellen. Die neuen Ankömmlinge, beſonders die jun¬ gen und wohlgebildeten, hatten alle Auf¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/178>, abgerufen am 09.11.2024.