Er überläßt sich Personen, die ihm mit religiösen Ideen schmeicheln, und ich sehe nicht wie er abzuhalten ist, mit seiner Ge¬ mahlin unter die Herrenhuter zu gehen, und den größten Theil seines Vermögens, da er keine Kinder hat, seinen Verwandten zu entziehen.
Mit seiner Gemahlin? rief Wilhelm, den diese Erzählung nicht wenig erschreckt hatte, ungestüm aus.
Und leider, versetzte der Arzt, der in Wil¬ helms Ausrufung nur eine menschenfreundli¬ che Theilnahme zu hören glaubte, ist diese Dame mit einem noch tiefern Kummer behaf¬ tet, der ihr eine Entfernung von der Welt nicht widerlich macht. Eben dieser junge Mensch nimmt Abschied von ihr, sie ist nicht vorsichtig genug eine aufkeimende Neigung zu verbergen; er wird kühn, schließt sie in seine Arme, und drückt ihr das große mit
Er überläßt ſich Perſonen, die ihm mit religiöſen Ideen ſchmeicheln, und ich ſehe nicht wie er abzuhalten iſt, mit ſeiner Ge¬ mahlin unter die Herrenhuter zu gehen, und den größten Theil ſeines Vermögens, da er keine Kinder hat, ſeinen Verwandten zu entziehen.
Mit ſeiner Gemahlin? rief Wilhelm, den dieſe Erzählung nicht wenig erſchreckt hatte, ungeſtüm aus.
Und leider, verſetzte der Arzt, der in Wil¬ helms Ausrufung nur eine menſchenfreundli¬ che Theilnahme zu hören glaubte, iſt dieſe Dame mit einem noch tiefern Kummer behaf¬ tet, der ihr eine Entfernung von der Welt nicht widerlich macht. Eben dieſer junge Menſch nimmt Abſchied von ihr, ſie iſt nicht vorſichtig genug eine aufkeimende Neigung zu verbergen; er wird kühn, ſchließt ſie in ſeine Arme, und drückt ihr das große mit
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Er überläßt ſich Perſonen, die ihm mit
religiöſen Ideen ſchmeicheln, und ich ſehe
nicht wie er abzuhalten iſt, mit ſeiner Ge¬
mahlin unter die Herrenhuter zu gehen, und
den größten Theil ſeines Vermögens, da er
keine Kinder hat, ſeinen Verwandten zu
entziehen.
Mit ſeiner Gemahlin? rief Wilhelm, den
dieſe Erzählung nicht wenig erſchreckt hatte,
ungeſtüm aus.
Und leider, verſetzte der Arzt, der in Wil¬
helms Ausrufung nur eine menſchenfreundli¬
che Theilnahme zu hören glaubte, iſt dieſe
Dame mit einem noch tiefern Kummer behaf¬
tet, der ihr eine Entfernung von der Welt
nicht widerlich macht. Eben dieſer junge
Menſch nimmt Abſchied von ihr, ſie iſt nicht
vorſichtig genug eine aufkeimende Neigung
zu verbergen; er wird kühn, ſchließt ſie in
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/188>, abgerufen am 09.11.2024.
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