Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.sprechen, und indem er mir Schriften aller¬ Ein berühmter und damals wegen seines ſprechen, und indem er mir Schriften aller¬ Ein berühmter und damals wegen ſeines <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0257" n="251"/> ſprechen, und indem er mir Schriften aller¬<lb/> ley Art beſtändig zubrachte, wiederholte er<lb/> oft die bedenkliche Lehre: daß ein Frauen¬<lb/> zimmer ſein Wiſſen heimlicher halten müßte,<lb/> als der Calviniſt ſeinen Glauben im katho¬<lb/> liſchen Lande, und indem ich wirklich auf<lb/> eine ganz natürliche Weiſe vor der Welt<lb/> mich nicht klüger und unterrichteter als ſonſt<lb/> zu zeigen pflegte, war er der erſte, der gele¬<lb/> gentlich der Eitelkeit nicht widerſtehen konnte,<lb/> von meinen Vorzügen zu ſprechen.</p><lb/> <p>Ein berühmter und damals wegen ſeines<lb/> Einfluſſes, ſeiner Talente und ſeines Geiſtes<lb/> ſehr geſchätzter Weltmann, fand an unſerm<lb/> Hofe großen Beyfall. Er zeichnete Narciſ¬<lb/> ſen beſonders aus und hatte ihn beſtändig<lb/> um ſich. Sie ſtritten auch über die Tugend<lb/> der Frauen. Narciß vertraute mir weitläuf¬<lb/> tig ihre Unterredung; ich blieb mit meinen<lb/> Anmerkungen nicht dahinten, und mein Freund<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [251/0257]
ſprechen, und indem er mir Schriften aller¬
ley Art beſtändig zubrachte, wiederholte er
oft die bedenkliche Lehre: daß ein Frauen¬
zimmer ſein Wiſſen heimlicher halten müßte,
als der Calviniſt ſeinen Glauben im katho¬
liſchen Lande, und indem ich wirklich auf
eine ganz natürliche Weiſe vor der Welt
mich nicht klüger und unterrichteter als ſonſt
zu zeigen pflegte, war er der erſte, der gele¬
gentlich der Eitelkeit nicht widerſtehen konnte,
von meinen Vorzügen zu ſprechen.
Ein berühmter und damals wegen ſeines
Einfluſſes, ſeiner Talente und ſeines Geiſtes
ſehr geſchätzter Weltmann, fand an unſerm
Hofe großen Beyfall. Er zeichnete Narciſ¬
ſen beſonders aus und hatte ihn beſtändig
um ſich. Sie ſtritten auch über die Tugend
der Frauen. Narciß vertraute mir weitläuf¬
tig ihre Unterredung; ich blieb mit meinen
Anmerkungen nicht dahinten, und mein Freund
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