verhältniß unberührt. Ich erwähne dieser einen Bekanntschaft, weil sie in der Folge meines Lebens manchen Einfluß auf mich hatte.
Nun war fast ein Jahr unserer Verbin¬ dung verstrichen, und mit ihm war auch unser Frühling dahin. Der Sommer kam, und alles wurde ernsthafter und heißer.
Durch einige unerwartete Todesfälle wa¬ ren Ämter erledigt, auf die Narciß Anspruch machen konnte. Der Augenblick war nahe, in dem sich mein ganzes Schicksal entschei¬ den sollte, und indeß Narciß und alle Freun¬ de sich bey Hofe die möglichste Mühe ga¬ ben, gewisse Eindrücke, die ihm ungünstig waren, zu vertilgen, und ihm den erwünsch¬ ten Platz zu verschaffen, wendete ich mich mit meinem Anliegen zu dem unsichtbaren Freunde. Ich war so freundlich aufgenom¬ men, daß ich gern wiederkam. Ganz frey
verhältniß unberührt. Ich erwähne dieſer einen Bekanntſchaft, weil ſie in der Folge meines Lebens manchen Einfluß auf mich hatte.
Nun war faſt ein Jahr unſerer Verbin¬ dung verſtrichen, und mit ihm war auch unſer Frühling dahin. Der Sommer kam, und alles wurde ernſthafter und heißer.
Durch einige unerwartete Todesfälle wa¬ ren Ämter erledigt, auf die Narciß Anſpruch machen konnte. Der Augenblick war nahe, in dem ſich mein ganzes Schickſal entſchei¬ den ſollte, und indeß Narciß und alle Freun¬ de ſich bey Hofe die möglichſte Mühe ga¬ ben, gewiſſe Eindrücke, die ihm ungünſtig waren, zu vertilgen, und ihm den erwünſch¬ ten Platz zu verſchaffen, wendete ich mich mit meinem Anliegen zu dem unſichtbaren Freunde. Ich war ſo freundlich aufgenom¬ men, daß ich gern wiederkam. Ganz frey
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verhältniß unberührt. Ich erwähne dieſer
einen Bekanntſchaft, weil ſie in der Folge
meines Lebens manchen Einfluß auf mich
hatte.
Nun war faſt ein Jahr unſerer Verbin¬
dung verſtrichen, und mit ihm war auch
unſer Frühling dahin. Der Sommer kam,
und alles wurde ernſthafter und heißer.
Durch einige unerwartete Todesfälle wa¬
ren Ämter erledigt, auf die Narciß Anſpruch
machen konnte. Der Augenblick war nahe,
in dem ſich mein ganzes Schickſal entſchei¬
den ſollte, und indeß Narciß und alle Freun¬
de ſich bey Hofe die möglichſte Mühe ga¬
ben, gewiſſe Eindrücke, die ihm ungünſtig
waren, zu vertilgen, und ihm den erwünſch¬
ten Platz zu verſchaffen, wendete ich mich
mit meinem Anliegen zu dem unſichtbaren
Freunde. Ich war ſo freundlich aufgenom¬
men, daß ich gern wiederkam. Ganz frey
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/260>, abgerufen am 06.01.2025.
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