und wollte ihn ganz allein zum Führer ha¬ ben. Sie fand sich sehr beleidigt und ich glaube, sie hat mirs nie ganz verziehen.
Dieser Entschluß, mich dem Rathe und der Einwirkung meiner Freunde in geistlichen Sachen zu entziehen, hatte die Folge, daß ich auch in äußerlichen Verhältnissen meinen eigenen Weg zu gehen Muth gewann. Ohne den Beystand meines treuen unsichtbaren Führers hätte es mir übel gerathen können, und noch muß ich über die weise und glück¬ liche Leitung erstaunen. Niemand wußte ei¬ gentlich worauf es bey mir ankam, und ich wußte es selbst nicht.
Das Ding, das noch nie erklärte böse Ding, das uns von dem Wesen trennt, von dem wir das Leben empfangen haben und aus dem alles, was Leben genannt werden soll, sich unterhalten muß, das Ding das man Sünde nennt, kannte ich noch gar nicht.
und wollte ihn ganz allein zum Führer ha¬ ben. Sie fand ſich ſehr beleidigt und ich glaube, ſie hat mirs nie ganz verziehen.
Dieſer Entſchluß, mich dem Rathe und der Einwirkung meiner Freunde in geiſtlichen Sachen zu entziehen, hatte die Folge, daß ich auch in äußerlichen Verhältniſſen meinen eigenen Weg zu gehen Muth gewann. Ohne den Beyſtand meines treuen unſichtbaren Führers hätte es mir übel gerathen können, und noch muß ich über die weiſe und glück¬ liche Leitung erſtaunen. Niemand wußte ei¬ gentlich worauf es bey mir ankam, und ich wußte es ſelbſt nicht.
Das Ding, das noch nie erklärte böſe Ding, das uns von dem Weſen trennt, von dem wir das Leben empfangen haben und aus dem alles, was Leben genannt werden ſoll, ſich unterhalten muß, das Ding das man Sünde nennt, kannte ich noch gar nicht.
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und wollte ihn ganz allein zum Führer ha¬
ben. Sie fand ſich ſehr beleidigt und ich
glaube, ſie hat mirs nie ganz verziehen.
Dieſer Entſchluß, mich dem Rathe und
der Einwirkung meiner Freunde in geiſtlichen
Sachen zu entziehen, hatte die Folge, daß
ich auch in äußerlichen Verhältniſſen meinen
eigenen Weg zu gehen Muth gewann. Ohne
den Beyſtand meines treuen unſichtbaren
Führers hätte es mir übel gerathen können,
und noch muß ich über die weiſe und glück¬
liche Leitung erſtaunen. Niemand wußte ei¬
gentlich worauf es bey mir ankam, und ich
wußte es ſelbſt nicht.
Das Ding, das noch nie erklärte böſe
Ding, das uns von dem Weſen trennt, von
dem wir das Leben empfangen haben und
aus dem alles, was Leben genannt werden
ſoll, ſich unterhalten muß, das Ding das man
Sünde nennt, kannte ich noch gar nicht.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/296>, abgerufen am 06.01.2025.
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