Bürger bin, so muß ich einen eigenen Weg nehmen, und ich wünsche daß du mich ver¬ stehen mögest. Ich weiß nicht wie es in fremden Ländern ist, aber in Deutschland ist nur dem Edelmann eine gewisse allgemei¬ ne, wenn ich sagen darf personelle Ausbil¬ dung möglich. Ein Bürger kann sich Ver¬ dienst erwerben und zur höchsten Noth sei¬ nen Geist ausbilden; seine Persönlichkeit geht aber verloren, er mag sich stellen wie er will. Indem es dem Edelmann, der mit den Vornehmsten umgeht, zur Pflicht wird, sich selbst einen vornehmen Anstand zu geben, indem dieser Anstand, da ihm weder Thür noch Thor verschlossen ist, zu einem freyen Anstand wird, da er mit seiner Figur, mit seiner Person, es sey bey Hofe oder bey der Armee, bezahlen muß, so hat er Ursache etwas auf sie zu halten, und zu zeigen, daß er etwas auf sie hält. Eine gewisse feyerli¬
Bürger bin, ſo muß ich einen eigenen Weg nehmen, und ich wünſche daß du mich ver¬ ſtehen mögeſt. Ich weiß nicht wie es in fremden Ländern iſt, aber in Deutſchland iſt nur dem Edelmann eine gewiſſe allgemei¬ ne, wenn ich ſagen darf perſonelle Ausbil¬ dung möglich. Ein Bürger kann ſich Ver¬ dienſt erwerben und zur höchſten Noth ſei¬ nen Geiſt ausbilden; ſeine Perſönlichkeit geht aber verloren, er mag ſich ſtellen wie er will. Indem es dem Edelmann, der mit den Vornehmſten umgeht, zur Pflicht wird, ſich ſelbſt einen vornehmen Anſtand zu geben, indem dieſer Anſtand, da ihm weder Thür noch Thor verſchloſſen iſt, zu einem freyen Anſtand wird, da er mit ſeiner Figur, mit ſeiner Perſon, es ſey bey Hofe oder bey der Armee, bezahlen muß, ſo hat er Urſache etwas auf ſie zu halten, und zu zeigen, daß er etwas auf ſie hält. Eine gewiſſe feyerli¬
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Bürger bin, ſo muß ich einen eigenen Weg
nehmen, und ich wünſche daß du mich ver¬
ſtehen mögeſt. Ich weiß nicht wie es in
fremden Ländern iſt, aber in Deutſchland
iſt nur dem Edelmann eine gewiſſe allgemei¬
ne, wenn ich ſagen darf perſonelle Ausbil¬
dung möglich. Ein Bürger kann ſich Ver¬
dienſt erwerben und zur höchſten Noth ſei¬
nen Geiſt ausbilden; ſeine Perſönlichkeit
geht aber verloren, er mag ſich ſtellen wie
er will. Indem es dem Edelmann, der
mit den Vornehmſten umgeht, zur Pflicht
wird, ſich ſelbſt einen vornehmen Anſtand zu
geben, indem dieſer Anſtand, da ihm weder
Thür noch Thor verſchloſſen iſt, zu einem
freyen Anſtand wird, da er mit ſeiner Figur,
mit ſeiner Perſon, es ſey bey Hofe oder bey
der Armee, bezahlen muß, ſo hat er Urſache
etwas auf ſie zu halten, und zu zeigen, daß
er etwas auf ſie hält. Eine gewiſſe feyerli¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/35>, abgerufen am 26.11.2024.
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