den Laertes nach Norwegen mit der Nach¬ richt, daß die Flotte bald anlanden werde, indeß Horatio den Auftrag erhält, die Rü¬ stung derselben zu beschleunigen; dagegen will die Mutter nicht einwilligen, daß Ham¬ let, wie er wünschte, mit Horatio zur See gehe.
Gott sey Dank! rief Serlo, so werden wir auch Wittenberg und die hohe Schule los, die mir immer ein leidiger Anstoß war. Ich finde Ihren Gedanken recht gut, denn außer den zwey einzigen fernen Bildern, Norwegen und der Flotte, braucht der Zu¬ schauer sich nichts zu denken; das übrige sieht er alles, das übrige geht alles vor, anstatt daß sonst seine Einbildungskraft in der ganzen Welt herum gejagt würde.
Sie sehen leicht, versetzte Wilhelm, wie ich nunmehr auch das übrige zusammen hal¬ ten kann. Wenn Hamlet dem Horatio die
Misse¬
den Laertes nach Norwegen mit der Nach¬ richt, daß die Flotte bald anlanden werde, indeß Horatio den Auftrag erhält, die Rü¬ ſtung derſelben zu beſchleunigen; dagegen will die Mutter nicht einwilligen, daß Ham¬ let, wie er wünſchte, mit Horatio zur See gehe.
Gott ſey Dank! rief Serlo, ſo werden wir auch Wittenberg und die hohe Schule los, die mir immer ein leidiger Anſtoß war. Ich finde Ihren Gedanken recht gut, denn außer den zwey einzigen fernen Bildern, Norwegen und der Flotte, braucht der Zu¬ ſchauer ſich nichts zu denken; das übrige ſieht er alles, das übrige geht alles vor, anſtatt daß ſonſt ſeine Einbildungskraft in der ganzen Welt herum gejagt würde.
Sie ſehen leicht, verſetzte Wilhelm, wie ich nunmehr auch das übrige zuſammen hal¬ ten kann. Wenn Hamlet dem Horatio die
Miſſe¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0054"n="48"/>
den Laertes nach Norwegen mit der Nach¬<lb/>
richt, daß die Flotte bald anlanden werde,<lb/>
indeß Horatio den Auftrag erhält, die Rü¬<lb/>ſtung derſelben zu beſchleunigen; dagegen<lb/>
will die Mutter nicht einwilligen, daß Ham¬<lb/>
let, wie er wünſchte, mit Horatio zur See<lb/>
gehe.</p><lb/><p>Gott ſey Dank! rief Serlo, ſo werden<lb/>
wir auch Wittenberg und die hohe Schule<lb/>
los, die mir immer ein leidiger Anſtoß war.<lb/>
Ich finde Ihren Gedanken recht gut, denn<lb/>
außer den zwey einzigen fernen Bildern,<lb/>
Norwegen und der Flotte, braucht der Zu¬<lb/>ſchauer ſich nichts zu <hirendition="#g">denken</hi>; das übrige<lb/><hirendition="#g">ſieht</hi> er alles, das übrige geht alles vor,<lb/>
anſtatt daß ſonſt ſeine Einbildungskraft in<lb/>
der ganzen Welt herum gejagt würde.</p><lb/><p>Sie ſehen leicht, verſetzte Wilhelm, wie<lb/>
ich nunmehr auch das übrige zuſammen hal¬<lb/>
ten kann. Wenn Hamlet dem Horatio die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Miſſe¬<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[48/0054]
den Laertes nach Norwegen mit der Nach¬
richt, daß die Flotte bald anlanden werde,
indeß Horatio den Auftrag erhält, die Rü¬
ſtung derſelben zu beſchleunigen; dagegen
will die Mutter nicht einwilligen, daß Ham¬
let, wie er wünſchte, mit Horatio zur See
gehe.
Gott ſey Dank! rief Serlo, ſo werden
wir auch Wittenberg und die hohe Schule
los, die mir immer ein leidiger Anſtoß war.
Ich finde Ihren Gedanken recht gut, denn
außer den zwey einzigen fernen Bildern,
Norwegen und der Flotte, braucht der Zu¬
ſchauer ſich nichts zu denken; das übrige
ſieht er alles, das übrige geht alles vor,
anſtatt daß ſonſt ſeine Einbildungskraft in
der ganzen Welt herum gejagt würde.
Sie ſehen leicht, verſetzte Wilhelm, wie
ich nunmehr auch das übrige zuſammen hal¬
ten kann. Wenn Hamlet dem Horatio die
Miſſe¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/54>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.