Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Capitel.

Wilhelm hatte sich schon lange mit einer
Übersetzung Hamlets abgegeben; er hatte
sich dabei der geistvollen Wielandschen Ar¬
beit bedient, durch die er überhaupt Sha¬
kespearn zuerst kennen lernte. Was in der¬
selben ausgelassen war, fügte er hinzu, und
so war er im Besitz eines vollständigen
Exemplars in dem Augenblicke, da er mit
Serlo über die Behandlung so ziemlich einig
geworden war. Er fing nun an nach sei¬
nem Plane auszuheben und einzuschieben,
zu trennen und zu verbinden, zu verändern
und oft wieder herzustellen; denn so zufrie¬
den er auch mit seiner Idee war, so schien
ihm doch bey der Ausführung immer, daß
das Original nur verdorben werde.

Sobald er fertig war, las er es Serlo

D 2
Fünftes Capitel.

Wilhelm hatte ſich ſchon lange mit einer
Überſetzung Hamlets abgegeben; er hatte
ſich dabei der geiſtvollen Wielandſchen Ar¬
beit bedient, durch die er überhaupt Sha¬
keſpearn zuerſt kennen lernte. Was in der¬
ſelben ausgelaſſen war, fügte er hinzu, und
ſo war er im Beſitz eines vollſtändigen
Exemplars in dem Augenblicke, da er mit
Serlo über die Behandlung ſo ziemlich einig
geworden war. Er fing nun an nach ſei¬
nem Plane auszuheben und einzuſchieben,
zu trennen und zu verbinden, zu verändern
und oft wieder herzuſtellen; denn ſo zufrie¬
den er auch mit ſeiner Idee war, ſo ſchien
ihm doch bey der Ausführung immer, daß
das Original nur verdorben werde.

Sobald er fertig war, las er es Serlo

D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0057" n="51"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Fünftes Capitel</hi>.<lb/></head>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>ilhelm hatte &#x017F;ich &#x017F;chon lange mit einer<lb/>
Über&#x017F;etzung Hamlets abgegeben; er hatte<lb/>
&#x017F;ich dabei der gei&#x017F;tvollen Wieland&#x017F;chen Ar¬<lb/>
beit bedient, durch die er überhaupt Sha¬<lb/>
ke&#x017F;pearn zuer&#x017F;t kennen lernte. Was in der¬<lb/>
&#x017F;elben ausgela&#x017F;&#x017F;en war, fügte er hinzu, und<lb/>
&#x017F;o war er im Be&#x017F;itz eines voll&#x017F;tändigen<lb/>
Exemplars in dem Augenblicke, da er mit<lb/>
Serlo über die Behandlung &#x017F;o ziemlich einig<lb/>
geworden war. Er fing nun an nach &#x017F;ei¬<lb/>
nem Plane auszuheben und einzu&#x017F;chieben,<lb/>
zu trennen und zu verbinden, zu verändern<lb/>
und oft wieder herzu&#x017F;tellen; denn &#x017F;o zufrie¬<lb/>
den er auch mit &#x017F;einer Idee war, &#x017F;o &#x017F;chien<lb/>
ihm doch bey der Ausführung immer, daß<lb/>
das Original nur verdorben werde.</p><lb/>
            <p>Sobald er fertig war, las er es Serlo<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 2<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0057] Fünftes Capitel. Wilhelm hatte ſich ſchon lange mit einer Überſetzung Hamlets abgegeben; er hatte ſich dabei der geiſtvollen Wielandſchen Ar¬ beit bedient, durch die er überhaupt Sha¬ keſpearn zuerſt kennen lernte. Was in der¬ ſelben ausgelaſſen war, fügte er hinzu, und ſo war er im Beſitz eines vollſtändigen Exemplars in dem Augenblicke, da er mit Serlo über die Behandlung ſo ziemlich einig geworden war. Er fing nun an nach ſei¬ nem Plane auszuheben und einzuſchieben, zu trennen und zu verbinden, zu verändern und oft wieder herzuſtellen; denn ſo zufrie¬ den er auch mit ſeiner Idee war, ſo ſchien ihm doch bey der Ausführung immer, daß das Original nur verdorben werde. Sobald er fertig war, las er es Serlo D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/57
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/57>, abgerufen am 28.11.2024.